Novell erwacht aus seinem Koma

01.12.2004
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Mit dem Fokus auf Linux und Open Source hat der Hersteller die Talsohle verlassen. Große Hoffnungen ruhen nun auf dem angekündigten Netware-Nachfolger "Novell Open Enterprise Server".

Hier lesen Sie ...

  • wie sich Novell als Linux-Company gegen Red Hat positioniert;

  • welche Produktstrategie das Unternehmen in naher Zukunft verfolgt;

  • wie Netware-Kunden auf die Linux-Plattform migrieren können;

  • warum Novell wieder eine Alternative zu Microsoft und Windows ist.

Wenn der Spruch "Totgesagte leben länger" in der IT auf einen Hersteller zutrifft, dann auf Novell. Es gibt nur wenige Unternehmen, die solche Höhen und Tiefen durchlitten haben. Die Company, die 1983 mit ihrem Betriebssystem "Netware" das File- und Print-Sharing in Unternehmensnetzen salonfähig machte und Anfang der 90er Jahre mit einem Marktanteil von 70 Prozent den Neid von Bill Gates weckte, sackte in der Folge unter dem Wettbewerbsdruck von Microsoft ab.

Doch nicht nur der Konkurrent aus Seattle, auch strategische Fehler des Managements brachten Novell aus der Erfolgsspur. Nur der weithin gelobten Stabilität der Netware-Server und wegweisenden Entwicklungen wie den "Netware Directory Services" war und ist es zu verdanken, dass viele Netware-Jünger dem Unternehmen die Treue hielten und bis heute das Überleben sicherten.

Dennoch nahm die Erosion der Kundenbasis weiter ihren Lauf und stürzte Novell sogar in die Verlustzone. In den letzten Jahren mehrten sich deshalb die Stimmen, die keinen Pfifferling mehr auf das Unternehmen gaben - bis zum Herbst 2003: Da überraschte der Anbieter die Branche mit dem Kauf der Linux-Anbieter Ximian und Suse. Mit diesem Open-Source-Schwenk aus heiterem Himmel zeigte Novell seinen Kunden plötzlich einen Ausweg aus der Netware-Sackgasse auf.

Ein Jahr nach Bekanntwerden des Strategiewechsels deutet nun einiges darauf hin, dass Novell das Gröbste überstanden hat. Der Hersteller schloss alle vier Quartale des Fiskaljahrs 2004 im Plus ab und schrieb insgesamt einen Gewinn von 57,2 Millionen Dollar. Trotzdem ist weiter Vorsicht geboten, denn nun hängt alles davon ab, ob die Einbußen im Netware-Lizenzgeschäft durch Linux- und andere Novell-Produkte wie den "Identity Manager" (Verzeichnis- und Anwendungsintegration), "Border Manager" (Sicherheit) oder "Zenworks" (Systemverwaltung) aufgefangen werden können.