Fokussierung auf Marktsegmente

Novell entdeckt Internet und Intranet als neue Absatzmaerkte

23.02.1996

Um schlagkraeftiger agieren zu koennen, war bei Novell in Provo erst einmal eine Umorganisation faellig. Statt der bisherigen produktorientierten Struktur sieht das neue Modell eine Fokussierung auf Marktsegmente vor. Hierzu wird es drei Unternehmenszweige geben: Die "Distributed Networks Business Unit", zustaendig fuer den Bereich Enterprise Networks, die "Internet/Intranet Networks Business Unit" sowie die "Soho Networks Business Unit", zu deren Geschaeftsfeld kleinere Unternehmen mit nur einem Netz oder Netware-Server gehoeren.

Zwar moegen die Gruppen neu sein, doch die Produkte, die sie kuenftig vermarkten, hat Novell teilweise seit laengerem in der Pipeline. So bekannte sich die Internet/Intranet-Division nun offiziell dazu, dass die NDS auf andere Betriebssysteme einschliesslich NT portiert werden. Sie laufen dabei beispielsweise als native NT-Applikation und sind nicht mehr von Netware als Betriebssystem abhaengig.

Darueber hinaus hat Novell noch Groesseres mit NDS vor. So hegt man in Provo die Hoffnung, die Directory-Dienste nicht nur an die Hersteller von Netzwerk-Betriebssystemen lizenzieren zu koennen, sondern auch an unabhaengige Softwarehaeuser (ISV), die fuer ihre Produkte einen Verzeichnisservice suchen. Zudem wollen die Netzwerker, um ihre NDS endlich in den Rang eines De-facto- Standards zu heben, einige APIs der Internet Engineering Task Force (IETF) zur Verfuegung stellen. Auf der anderen Seite dagegen sollen die NDS-Funktionen kuenftig oeffentlichen Spezifikationen wie X.500 entsprechen. Ferner arbeitet das Unternehmen an Sicherheits- und Transaktions-Features, die den Aufbau von vernetzten Commerce- Services und automatischen Abrechnungssystemen erlauben.

Auch in Sachen Vertrieb schlaegt Novell neue Wege ein. Kuenftig vermarktet die Company keine individuellen Produkte mehr, sondern integrierte Pakete, die fuer bestimmte Zielgruppen konzipiert sind und auf einer CD-ROM vertrieben werden. Ebenfalls im Gespraech ist der Softwarevertrieb via Internet. Zur Nutzung dieses Distributionskanals fehlt dem Unternehmen momentan allerdings noch die "Secure Container Technology". Die Eigenentwicklung ermoeglicht das Verpacken von Applikationen in einen gesicherten Container, der, wenn er vom Kunden geoeffnet wird, automatisch einen Abrechnungsvorgang ausloest. Spaetere Plaene sehen vor, diese Technologie an Dritte zu lizenzieren.

Mit mehreren Bundles hat man ausserdem den bisher vernachlaessigten Internet/Intranet-Markt im Visier. So kursieren Geruechte ueber "Internetware"-Produktpakete, die die Internet-Integration mit Gateways und Web-Servern als Bestandteil von Netware realisieren.

Eines der ersten dieser Bundles koennte das unter dem Codenamen "Tarantula" bekannte "Intranet"-Paket sein. Zu seinem Lieferumfang gehoeren, wie es heisst, alle Tools, die ein Anwender braucht, um eine WWW-Site im internen Corporate Network aufzubauen. Aus Novell-Sicht sind dies ein IP/IPX-Gateway, ein "Web Authoring Tool", der "Netware Web Server", Lizenzen fuer den Browser "Navigator" sowie ein Netware-Server oder eine Runtime-Version. Als zweites Paket soll "Internetware Connect" die Anwender bei der Verbindung von Internet und Netware-Netzen unterstuetzen. Dieses Bundle besteht voraussichtlich aus einem Multiprotokoll-Router, Netware 4.1, Komponenten der Unix-Print-Services, einem FTP-Server sowie einem "Domain Name Server", der allerdings nur in Zusammenspiel mit einer Runtime-Version von Netware erforderlich sei. Ein drittes Bundle ist derzeit als Kombination der ersten beiden Pakete geplant.

TCP/IP fliesst auch in die Netware Embedded System Technology (NEST) ein. In der Version 1.2 wird die Embedded-LAN-Technology kuenftig neben IPX/ SPX und TCP/IP auch eine SNMP-Implementation beinhalten.