Notopfer Nixdorf

29.07.1988

Zur Zeit wird viel darüber geschrieben, daß bei Nixdorf der Putz abzubröckeln beginnt. Trauerwein fände das keineswegs ungewöhnlich, wenn die Geschichten nicht mit einem naiv-erstaunten "Das kann doch nicht wahr sein" beginnen würden.

So kommt für die Paderborner jetzt als Bumerang zurück, daß sie von der Tages- und Wirtschaftspresse jahrelang in Watte gepackt wurden, wozu sie durch ihre geschätzten PR-Dienste nicht unerheblich beigetragen haben.

Als Westentaschen-IBM nahm die deutsche DV-Hoffnung stets eine Sonderstellung ein. Klaus Luft kann einem richtig leid tun. Am Ende stolpert der Nixdorf-Chef womöglich, weil er das Gute zu gut tun wollte.

Hier tut Trauerwein zuviel des Guten: Was hindert Luft eigentlich daran, zu sagen etwa in Interviews -, was er wirklich denkt? Das MDT- und Data-Entry-Image ist Nixdorf, jedenfalls bei DV/Org.-Chefs, eigentlich nie losgeworden. Luft weiß das.

Doch wie schützt man sich gegen Überschätzung (durch die Medien)? Und wie dreht man (bei DV-Spezialisten) den Image-Spieß um? Das Rezept wird nicht verraten - schließlich wurde Trauerwein ja auch nicht gefragt.

Sebastian Trauerwein, Information Resources Manager