Wegen geringer Kundenzahl

Notes-Entwicklung für Netware eingestellt: Lotus zeigt Novell die kalte Schulter

07.08.1998

Die Produktentwicklung für die Lotus-Groupware-Lösungen endet mit der aktuellen Version 4.6. Die derzeitigen Kunden, die Notes und Domino unter Netware nutzen, können noch etwa vier Jahre mit Support rechnen. Danach ist die Weiterführung ungewiß. "Während dieser Zeit werden wir Werkzeuge und Funktionen für die Migration zu anderen Plattformen entwickeln", erklärte Lotus-Sprecher Paul Davis.

Der Unternehmensvertreter begründete diese Entscheidung mit der geringen Zahl der Kunden, die derzeit Notes und Domino in Netware-Umgebungen einsetzen. Noch Anfang des Jahres seien die Verantwortlichen unsicher gewesen, ob die Entwicklung eingestellt werden solle. Doch Umfragen unter den Kunden und eine folgende Strategiesitzung hätten ihnen den Rücken gestärkt.

Notes beziehungsweise Domino in der Version 5.0 unterstützen demnach künftig nur noch die Plattformen Windows NT, Unix sowie OS/400 und OS/2. Novell und Lotus werden jedoch weiterhin zusammenarbeiten, allerdings - wie es heißt - an anderen Projekten. Das Ende der Novell-Entwicklung sei außerdem mit Novell abgesprochen gewesen.

Von Analysten mußte die IBM-Tochter jedoch Kritik einstecken. Aktuelle Verkaufszahlen beziffern den Netware-Marktanteil auf rund 26 Prozent (siehe Kasten, nächste Seite) "Es ist unverständlich, daß Lotus ein Viertel des Marktes aufgibt", meinte etwa Dan Kusnetzky, Analyst der International Data Corp. (IDC). Lotus stimme damit in das Marketing-Getöse von Microsoft ein und vermittle den Eindruck, Netware sei am Ende.