Focus auf Mail und Kalender

Notes-Client wird benutzerfreundlicher

16.02.2001
MÜNCHEN (ws) - Als Lotus die Funktionen von cc:Mail, Organizer und Notes 4.x im Einheits-Client Notes 5 zusammenführte, ließ das Ergebnis in puncto Bedienbarkeit einiges zu wünschen übrig. Neben geringerem Speicherverbrauch und erweitertem Threading sollen nun viele Detailverbesserungen die Benutzer versöhnen.

Auf der diesjährigen Lotusphere hielt sich die IBM-Tochter mit strategischen Ankündigungen für Notes zurück und konzentrierte sich mehr auf die Produktpflege. Nichtsdestotrotz lässt sich auch in der schrittweisen Weiterentwicklung die grundsätzliche Positionierung des proprietären Clients erkennen. Dabei gibt Lotus zur Zeit die Devise aus, dass Notes als bevorzugtes Frontend für Mail und Kalender zu betrachten ist. Dem Web-Browser andererseits kommt zunehmend die Rolle als Standard-Client für alle anderen Domino-basierten Anwendungen zu. Auch wenn Lotus diese Arbeitsteilung zwischen den beiden Programmen nicht so klar formuliert, so richtet sich der Hersteller selbst konsequent danach: Alle neuen Server-Angebote wie "Extended Search", "Quickplace", "K-Station" oder zuletzt der "Discovery Server" setzen den Browser als Standard-Client voraus. Umgekehrt werten die auf der Hausmesse bereits vorgeführten Verbesserungen Notes vor allem als Frontend für Mail und Kalender auf.

Dateianhänge separat löschenUnabhängig von der Anwendung wurde von den meisten Benutzern wohl der enorme Speicherverbrauch und das eingeschränkte Multithreading von Notes als gravierendes Defizit empfunden. Während Besucher der Lotusphere im Rahmen öffentlicher Vorführungen das angeblich deutlich verbesserte Speicher-Management von Notes Rnext nicht überprüfen konnten, waren die Auswirkungen des neuen Threading-Modells schon sichtbar. So müssen Benutzer zukünftig nicht mehr den Sanduhr-Cursor bewundern, während Notes eine Datenbank öffnet beziehungsweise kopiert, das DB-Design austauscht, Agents ausführt oder einen Anhang löst. Große Dateianhänge kann man übrigens loswerden, indem man sie separat löscht, und nicht mehr, indem man dafür die ganze Mail-Nachricht vernichtet. Über diese Neuerung werden sich auch Administratoren freuen, weil sie einen Beitrag gegen die Aufblähung der Mail-Datenbanken leisten kann.

Für diese Zielgruppe interessant dürfte auch die erweiterte Roaming-Unterstützung sein. Sie soll es erlauben, dass sich mehrere User eine Notes-Installation auf einem PC ohne die bisherigen Einschränkungen teilen können, weil alle Konfigurationsdaten auf dem Server hinterlegt werden. Außerdem soll eine Smart-Update-Funktion die zentrale und automatische Verteilung von neuen Notes-Versionen erlauben. Stärkerer Zentralismus soll auch bei der so genannten Welcome-Page Einzug halten. Bisher konnten Endanwender diese Begrüßungsseite nach eigenem Gutdünken gestalten, in Rnext besteht zudem die Möglichkeit, dass Administratoren dort verbindlich Informationen einblenden.

Andere weitergehende Änderungen betreffen Notes vor allem als Autorenwerkzeug. So wird Rnext das Konzept der Dokumentsperren einführen, um so die notorischen Replikationskonflikte zu reduzieren. Dabei soll zwischen harten und weichen Locks unterschieden werden. Letztere werden automatisch aktiviert, wenn ein Dokument im Editiermodus geöffnet wird. Andere Anwender, die dieses dann anschließend öffnen, werden darüber benachrichtigt, dass die betreffenden Daten bearbeitet werden.

Dokumente sperrenEine harte Sperre muss der Anwender explizit setzen. Sie unterbindet die weitere Bearbeitung durch andere und kann aber bei Bedarf durch Administratoren deaktiviert werden. Für Offline-Anwender soll es zudem eine "provisorische Sperre" geben, die per Replikation weitergeleitet werden kann. Beim Verfassen von Dokumenten dürfte auch der geänderte Replikationmechanismus nützlich sein, der den gezielten Abgleich bestimmter Datensätze per Drag and Drop ermöglicht - bisher konnten ja nur komplette Datenbanken repliziert werden. Die neue Replikatorseite sieht übrigens auch vor, dass mehrere Datenbanken zu Gruppen zusammengefasst werden, deren Abgleich auf einen Rutsch erfolgt.

Viele der bereits auf der Lotusphere demonstrierten Verbesserungen fallen unter die Rubrik "Komfortfunktionen". Mail-Nutzer, die einen anderen Client einsetzen, werden es kaum für möglich halten, dass die Lotus-Software diese bisher nicht anbot. Immerhin gehören sie mittlerweile bei den meisten Shareware-Programmen schon zum Standard. So können Mails zukünftig beantwortet werden, ohne dass Dateianhänge wieder mit zurückgeschickt werden.

Vereinfachtes Mail-HandlingAußerdem enthalten Antworten die ursprüngliche Mail auf Wunsch in zitierter Form. Zu den weiteren dieser "Killerfunktionen" gehört die Möglichkeit, Anhänge per Drag and Drop ins Dateisystem zu speichern. Außerdem sollen Ansichten die zuletzt gewählte Sortierreihenfolge beibehalten, so dass Benutzer für das Öffnen neuer Mails nicht immer nach unten scrollen müssen. Die Realisierung einer weiteren, auf der Lotusphere öfter nachgefragten Funktion erwägen die Iris-Entwickler erst: Ungelesen-Markierungen für Ordner, so dass für den Benutzer sofort ersichtlich ist, in welchen sich noch ungelesene Mail verbirgt. Mit der Unterstützung für "vCard" erhalten Anwender zudem die Möglichkeit, darin enthaltene Absenderadressen automatisch in das Notes-Verzeichnis übernehmen zu können.

Aufgemöbelt werden auch die Kalenderfunktionen, deren Bedienung in der Vergangenheit häufig kritisiert wurde. Ein schon lange beim Organizer aus gleichem Haus verfügbares Feature soll nun auch bei Notes Rnext ankommen: Der Betreff eines Termins soll sich schon in der Ansicht verändern lassen, ohne dass dafür wie bisher das Dokument geöffnet werden muss. Fast alle Verbesserungen dürften wohl den Weg in das endgültige Produkt finden, das laut Hersteller noch 2001 auf den Markt kommen soll.