Auf Favoriten gesetzt: SNA, X.25, MS-DOS, Xenix und Ethernet

Northern Telecom investiert in Europas Büromarkt

16.03.1984

LA NAPOULE/NIZZA (bi) - Eine neue Systemfamilie namens "Vienna" für den Einsatz als Informationsverarbeitungssystem kündigte die kanadische Northern Telecom (NT) vor der beachtlichen Anzahl von 145 europäischen Journalisten in Nizza an. "Vienna" ist NT zufolge in Europa für den europäischen Markt entwickelt worden und integriert Industrie- sowie europäische Poststandards wie SNA, X.25 etc. Vernetzt werden die Systemkomponenten - sogenannte Shared-Resourse-Computer. - als Zentraleinheiten und multifunktionale Terminals, die auch als Stand-alone-Mikros einsetzbar sind, sowie weitere Peripherie über Ethernet. Betriebssysteme sind MS-DOS und Xenix.

Die europäische Tochtergesellschaft der im nordamerikanischen Telefonmarkt starken Kanadier, die Northern Telecom Data Systems, London, will, unterstützt von aggressivem Marketing, die ersten "Terminal Computer" im April ausliefern. Die Zentraleinheiten sollen im dritten Quartal folgen.

Vienna ist NT zufolge das erste Produkt der europäischen Data Systems, das eine vollständige Integration von Textverarbeitung, kommerzielle Datenverarbeitung und Industrie- sowie Poststandard in der Datenkommunikation anbietet. Beginnend mit einem Terminal können die Systeme durch ein Spektrum von Mikro-Systemen bis hin zu Mehrplatz- und Verbundsystemen aufgerüstet werden und zusätzlich über Hochgeschwindigkeitsleitungen mit anderen Systemen kommunizieren.

NT setzt in den neuen Systemen die Industriestandard-Intel Prozessoren 80286 und 80186 ein. Die Systeme basieren auf dem Konzept einer ausbaufähigen Shared-Resource-Computer-Architektur (SRC), die die Integration von dedizierten Prozessoren zu einem Computer ermöglicht.

Der Zentralprozessor ist der Intel-80286-Mikroprozessor, der über zwei Hochgeschwindigkeits-Bussysteme Zugriff auf den Dual-Port-Hauptspeicher hat und doppelt so schnell wie vergleichbare Produkte arbeitet. Bis zu zwei MB Hauptspeicher können bereits heute konfiguriert werden. Ein Speicherausbau auf acht MB ist innerhalb der nächsten zwölf Monate geplant.

Bis zu neun Übertragungsprotokolle

Das Betriebssystem Xenix von Microsoft nutzt die "On-Chip"-Speicherverwaltung. Die Kommunikationsprotokolle werden von einem eigenständigen Prozessor ausgeführt. Dieser basiert auf einem Intel 8088 und läuft unter einem eigenen Realtime-Betriebssystem iRMX. Anders als in monolithischen Computersystemen werde dadurch Xenix erheblich von Ein-/Ausgabe-Operationen entlastet und der Datendurchsatz des Zentralprozessors gesteigert. Bis zu neun Übertragungsprotokolle auf Industriestandardbasis können in der größten Ausbaustufe eines SRC konkurrierend ablaufen.

Die Vienna-Systeme bieten sowohl IBM-BSC-Protokolle wie 2780/3780 HASP/MLV und 3270 als auch SNA-Protokolle wie IBM 3274 PU2 oder 3776 SLU und MLU an. Protokolle für öffentliche Netze wie X.25/X.29, Teletex oder X21 stehen ebenfalls zur Verfügung. Vienna-Systeme gestatten darüber hinaus eine lokale Verknüpfung über Ethernet, sofern ein eigenständiger Ethernet-Controller konfiguriert wird.

Bildschirmterminals und Drucker werden über RS422-Schnittstellen mit einem 100-KBS oder RS232-Schnittstelle L angeschlossen. Eine Terminalsteuereinheit des SRC verwendet ebenfalls einen Intel-8088-Prozessor und erlaubt den Anschluß von acht intelligenten Terminals, Terminal Computern, Terminal-Systemen oder Druckern in beliebiger Kombination. eine intelligente Steuereinheit betreibt 5 1/4-Zoll-Winchesterlaufwerke mit 40 MB Speicherkapazität, die in das SRC-Gehäuse integriert sind. Bis zu 160 MB Plattenspeicher können auf diese Weise beim größten SRC-Modell konfiguriert werden. Externe Plattenlaufwerke erlauben heute einen Maximalausbau der Speicherkapazität auf 420 MB.

Drei Modelle zur Auswahl

Das erste der drei SRC-Modelle, die zur Auswahl stehen, ist die A-Version. Sie verfügt über einen 512-KB-Hauptspeicher, der auf ein MB aufgerüstet werden kann. Im Gehäuse sind 40 MB oder 80 MB Winchesterlaufwerke integriert sowie standardmäßig ein 40 MB Streaming Tape Cartridge System für die Datensicherung. Bis zu sechs serielle Einheiten, Drucker oder Bildschirmgeräte können angeschlossen werden. Das System unterstützt darüber hinaus einen Banddrucker, ein Zusatzplattenlaufwerk, eine Zweikanalhochgeschwindigkeits-Kommunikationssteuereinheit und eine Ethernet-Steuereinheit.

Die mittlere SRC, die B-Form, kann hauptspeichermäßig von 512 KB auf zwei MB aufgerüstet werden. Ein Winchesterplattenspeicher wird serienmäßig von einer Streaming Tape Cartridge unterstützt. Zusätzlich können zwei weitere Plattenspeicher mit je 40 MB im Prozessorgehäuse installiert werden. Industriestandardmagnetbandgeräte, zwei Zeilendrucker und bis zu 16 Bildschirmgeräte können

angeschlossen werden. Darüber hinaus lassen sich eine Ethernet-Steuereinheit und bis zu vier Hochgeschwindigkeits-Kommunikationskanäle kombinieren. Zwei optionale Externplattenspeicher mit jeweils 150 MB erweitern das Angebot.

Die größte Ausbaustufe des SRC, die C-Version bietet serienmäßig ein MB Hauptspeicher (bis zwei MB ausbaufähig) und dazu alle Optionen des mittleren Systems. Zusätzliche können 260 MB Plattenspeicher extern angeschlossen werden. Zwei weitere Magnetbandstationen und Zeilendrucker sind konfigurierbar. Bis zu 32 Bildschirmgeräte und sechs Kanäle für Hochgeschwindigkeitsprotokolle erlauben anspruchsvolle Systemkonfigurationen.

Die Multifunktionsterminalfamilie verwendet einen Intel 80186 als Prozessor und enthält einen eigenen 64-KB-Hauptspeicher. Der monochrome, helle 15-Zoll-Bildschirm bietet eine Auflösung von 830 mal 420 Bildpunkten und eine flimmerfreie Zeichendarstellung. Das Gerät kann bis zu 1200 Meter entfernt von einem SRC über die Schnittstelle RS422 angeschlossen werden. Es arbeitet unter der Steuerung des Betriebssystems Xenix. Durch Speichererweiterung auf 256 KB wird aus dem intelligenten Terminal ein Terminal Computer, der mit dem Down-Line-geladenen Betriebsystem MS-DOS zusätzlich den Ablauf von Anwendungsprogrammen ermöglicht.

Aus dem Terminal-Computer wird ein Mikro

Konfiguriert als Terminalsystem mit einem 5 beziehungsweise 15-MB-Winchesterplattenspeicher und einem 320 KB oder 640 KB Floppylaufwerk (IBM-PC-kompatibel) wird aus dem Terminal Computer ein eigenständiger Mikrocomputer mit Zugriff auf ein SRC-System. Eine Ethernet-Steuereinheit oder ein Hochgeschwindigkeits-Protokollcontroller oder auch ein zusätzlicher 16-Bit-Grafikprozessor erweitern das Angebot. Dieses Terminalsystem ist auch mit einem hochauflösenden Farbbildschirm erhältlich.

Die Vienna-Systeme unterstützen sowohl bei der Terminalfamilie als auch bei den SRC-Systemen eine Anzahl unterschiedlicher Drucker. Sie sollen mit ihrem Betriebssystem fast jeder kommerziellen Anwendung Rechnung tragen: Xenix und MS-DOS, der ANSI-Level II, Cobol-Compiler und Grafik-Basic (GW-Basic) können eingesetzt werden. Die Systeme bieten zusätzlich 3274 SNA, X.25, Ethernet oder Teletex-Protokolle, Zusätzlich zu dieser Systemsoftware gestattet die Vienna-Familie den Einsatz von Anwendungen wie Textverarbeitung,' Tabellenkalkulation (Spreadsheet), Electronic Messaging, aber auch Farbgrafikanwendungen. Die Hard- und Softwarearchitektur der Vienna Systeme verspricht einfache Anpassung der Systeme an absehbare Weiterentwicklung, zum Beispiel der Plattenlaufwerke, Speichertechnologien und Kommunikationsprotokolle.