Der kanadische Netzwerkausrüster Nortel Networks ist weiterhin stark mit der Kontrolle und Revision seiner Bilanzen beschäftigt. Wie das Unternehmen aus Brampton, Ontario, mitteilte, befasst es sich derzeit mit der Überprüfung der Zahlen für das dritte und vierte Quartal 2003. Wegen der Komplexität der Untersuchung und des großen Umfangs der neu zu bewertenden Ergebnisse sei frühestens im Juli mit der Bekanntgabe des Jahresabschlusses 2003, der Zahlen für das erste Quartal 2004 sowie der revidierten Bilanzen für die Jahre 2001 und 2002 zu rechnen. Man bemühe sich jedoch, den Prozess so schnell wie möglich abzuschließen.
Nortel hatte Mitte März vor einer möglichen Berichtigung der vorläufigen Jahresergebnisse 2003 gewarnt. Am 28. April setzten die Kanadier dann ihren CEO Frank Dunn, Finanzchef Douglas Beatty sowie den Leiter der Bilanzabteilung, Michael Gollogly, vor die Tür. Gleichzeitig teilten sie mit, dass sie voraussichtlich die Bilanzen für jedes der vier Quartale des Jahres 2003 sowie für weitere Vierteljahre aus den Jahren 2001 und 2002 revidieren müssten.
Nortel geht weiter davon aus, dass der Nettoprofit 2003 um die Hälfte sinken wird, dadurch verringern sich jedoch die Verluste in den Jahren 2001 und 2002 entsprechend. Für das erste Halbjahr 2003 rechnen die Kanadier weiterhin mit einem Nettoverlust.
Wegen des Verdachts auf Falschbuchung ermitteln bereits die US-amerikanischen und kanadischen Regulierungsbehörden gegen Nortel. Mitte Mai legte die kanadische Börsenaufsicht Ontario Securities Commission (OSC) fest, dass die Company alle vierzehn Tage über die Fortschritte bei der Revision der Jahresabschlüsse Bericht erstatten muss.
Der neue Finanzchef Bill Kerr bemühte sich indes, sein Unternehmen in ein positives Licht zu rücken. Trotz des Bilanzskandals stehe Nortel, was Liquidität, Lösungsportfolio und Marktposition anbelangt, fest auf beiden Beinen. Kerr rechnet im laufenden Jahr mit einem Marktwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich, die Einnahmen von Nortel werden dagegen stärker als der Markt wachsen. Die Geschäfte entwickelten sich prächtig, so der CFO, insbesondere die Nachfrage nach neuen Produkten wie dem "Multiservice Edge Router" sei stark. (mb)