TK-Markt weiter rückläufig

Nortel und Lucent sehen Land

02.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Die stark gebeutelte TK-Industrie schöpft etwas Mut. Hoffnung machen die jüngsten Quartalszahlen von Nortel Networks und Lucent Technologies, die auf eine Trendwende hindeuten könnten. Lucent schaffte eine Umsatzsteigerung, Nortel wies sogar einen kleinen Gewinn aus.

Die einst so erfolgsverwöhnte TK-Branche klammert sich in ihrer tiefsten Krise an jeden Strohhalm. Vergleichsweise positive Quartalszahlen, wie sie jetzt der US-amerikanische Konzern Lucent und der kanadische Konkurrent Nortel überraschend präsentierten, werden in der Branche sehnsüchtig erwartet und als Silberstreif am Horizont registriert.

Tatsächlich sind die jüngsten Zahlen auf den ersten Blick ein Erfolg. Immerhin gelang es Lucent, weltweit größter Hersteller von TK-Equipment, den Umsatz gegenüber dem Vorquartal um 16 Prozent zu steigern. Noch erfolgreicher war Nortel, die Nummer zwei am Markt. Die Kanadier schrieben in den ersten drei Monaten 2003 sogar einen Nettogewinn von 51 Millionen Dollar.

Auf den zweiten Blick sind die Zahlen jedoch mit Vorsicht zu genießen. Sie können nämlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der TK-Markt nach wie vor rückläufig entwickelt. Lucent setzte im letzten Quartal zwar 2,4 Milliarden Dollar um, lag damit aber knapp ein Drittel hinter den Einnahmen des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. Gleiches gilt für Nortel. Der Konzern nahm ebenfalls 2,4 Milliarden Dollar in den ersten drei Monaten dieses Jahres ein, weist damit aber 18 Prozent weniger Umsatz aus.

Entsprechend vorsichtig bewerten daher auch die beiden Konzernvorstände die Marktlage. Patricia Russo, Chefin von Lucent, reduzierte sogar die Umsatzerwartungen ihres Unternehmens für dieses Geschäftsjahr. Sie schraubte ihre Prognose von 9,8 Milliarden auf 9,2 Milliarden Dollar zurück. Russos Pendant bei Nortel, Frank Dunn, gibt sich ebenfalls sehr zurückhaltend. Seiner Meinung nach wird der TK-Markt 2003 weiter schrumpfen, wenn auch nicht mehr so stark wie in den letzten beiden Jahren.

Sparmaßnahmen greifen

Trotz der Flaute im TK-Geschäft sehen aber sowohl Russo als auch Dunn ihre Konzerne nach dramatischen Einsparungs- und Entlassungsmaßnahmen auf dem richtigen Kurs. Die Lucent-Chefin erwartet, bei einem Mindestumsatz von 2,4 Milliarden Dollar pro Quartal ab September wieder profitabel zu sein. Ebenso Dunn, der Nortel jetzt in der Gewinnzone halten möchte. Das Ziel des CEO ist ehrgeizig, weil der Profit des jüngsten Quartals zum Teil auf Sonderfaktoren zurückzuführen ist, wie den Verkauf des Tochterunternehmens Arris.

Die Trendwende ist für beide Konzerne also längst noch nicht geschafft, weil sie im operativen Geschäft immer noch Verluste einfahren. Die Analysten bewerten es jedoch als positiv, dass es den zwei Herstellern gelungen ist, den Verbrauch ihrer Barmittel deutlich zu senken, und der Verlust je Aktie geringer ausfiel als vermutet. Lucent kündigte außerdem an, neben dem Geschäft mit den Stammkunden aus dem Carrier-Bereich künftig wieder verstärkt Produkte und Dienstleistungen direkt oder mit Hilfe von Partnern an Service-Provider und Großunternehmen zu verkaufen. (pg)