Nortel erhält weitere Gnadenfrist

29.11.2004
Trotz verschleppter Bilanzen sieht die amerikanische Börsenbehörde bislang vom Ausschluss ab.

Weder die New York Stock Exchange (NYSX) noch die Toronto Stock Exchange (TSX) hätten derzeit die Absicht, ein offizielles Ausschlussverfahren gegen das Unternehmen einzuleiten, teilten die Nortel-Verantwortlichen mit. Angesichts weiterer Verzögerungen von Nortels Finanzberichten hatten sich in den vergangenen Wochen die Spekulationen darüber verdichtet, die Kanadier könnten vom Börsenhandel ausgeschlossen werden.

Der Bilanzskandal reicht bis ins Jahr 1999 zurück. So mussten Umsätze von über 3,1 Milliarden Dollar aus den Jahren 1999 und 2000 auf die folgenden Jahre verschoben werden. Einnahmen von 250 Millionen Dollar aus dem Jahr 2000 mussten die Buchhalter ganz aus den Büchern streichen. Zudem sah sich der Netzausrüster bislang außerstande, eine Jahresbilanz für 2003 sowie Quartalsberichte für das laufende Jahr vorzulegen.

Zwar versicherten die Kanadier zuletzt immer wieder, die fehlenden Berichte nachzureichen, mussten die Veröffentlichung aber wiederholt verschieben. Man sei auf weitere Probleme gestoßen, hieß es zuletzt Mitte November. Experten gehen davon aus, dass Nortel noch bis Ende des Jahres Zeit bekommt, die Berichte bei den Börsenbehörden einzureichen. Sollten die Kanadier jedoch auch diese Frist verstreichen lassen, könnten die Börsenbehörden ein Verfahren einleiten.

Das Signal der Börsen beruhige zwar die Anleger, meint Mark Sue, Analyst von RBC Capital Markets. Jedoch seien mittlerweile negative Auswirkungen auf das operative Geschäft des Konzerns zu spüren. Vor allem Großkunden würden Nortel bei umfangreichen Aufträgen weniger berücksichtigen. (ba)