Lucent und 3Com lenken ein

Norm für 56-Kbit/s-Modems steht nichts mehr im Wege

06.02.1998

Die Annäherung der zerstrittenen Parteien, die mit ihren inkompatiblen 56-Kbit/s-Modems den Markt gespalten hatten, deutete sich bereits im Dezember an. Seit April letzten Jahres arbeitet ein Komitee der International Telecommunications Union (ITU) den Standard "Pulse Code Modulation" (PCM) für die analoge Übertragung mit 56 Kbit/s aus. Dieses Gremium entwickelte sich zur Schlichtungsplattform zwischen der X2- und der K56flex-Fraktion, so daß Ende des Jahres 3Com und Lucent die Bereitschaft signalisierten, ihre proprietären Verfahren in den ITU-Standard V.pcm einfließen zu lassen.

Die nun angekündigte Einigung geht darüber hinaus, denn 3Com und Lucent wollen die Interoperabilität ihrer Lösungen aktiv mitgestalten. Dazu präsentieren sie dem ITU-Gremium, das am 5. und 6. Februar in Genf zur Verabschiedung der V.pcm-Spezifikation tagt, ihre Vorstellungen, die insbesondere die erforderlichen Testverfahren betreffen. Das ist ungewöhnlich, da derartige Interoperabilitäts-Nachweise üblicherweise erst nach der Einigung auf einen Standard entworfen werden.

Die Gründe liegen auf der Hand. Bis dato waren Anwender beim Kauf von High-speed-Modems zum Abwarten verdammt, wollten sie nicht riskieren, auf das falsche Pferd zu setzen.

Streit zwischen Rockwell und 3Com

Und auch die Service-Provider waren von den inkompatiblen Lösungen wenig erbaut, da sie entweder beide Verfahren implementieren oder der Kundschaft zu dem von ihnen selbst gewählten Verfahren raten mußten. Auf ihrem Treffen im Februar möchte die ITU die Inkompatibilitäten ausräumen. Bis zur offiziellen Verabschiedung des Standards im Herbst dürfte es keine technischen Änderungen mehr geben.

3Com wie Lucent wollen den verunsicherten Markt möglichst bald mit kompatiblen Techniken beruhigen. Spätestens Mitte März werden sie erste V.pcm-Produkte auf den Markt bringen, um den stockenden Absatz für 56-Kbit/s-Modems und -Zugangsgeräte anzukurbeln. Beide Kontrahenten werden ihre proprietären Geräte zwar weiterhin ausliefern, aber mit V.pcm als "universeller Sprache" aneinander angleichen.

Das einzig verbliebene Fragezeichen in der Auseinandersetzung ist Rockwell. Der Chiphersteller, der sich darauf beruft, daß 52 Prozent der Service-Provider mit analogen High-speed-Verbindungen seine K56flex-Lösung nutzen, ist an der 3Com-Lucent-Vereinbarung nicht beteiligt. Laut Rockwell hat 3Com ein Gesprächsangebot zurückgewiesen. 3Com dagegen behauptet, Rockwell habe sich keiner Abmachung anschließen wollen. Unbenommen von diesem Geplänkel wird die ITU im Februar einen Standardvorschlag verabschieden.