Nordzucker: "Nie wieder Pilotkunde der SAP"

19.04.2005
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Wermutstropfen im Zuckermarkt Trotz eines Jahresumsatzes von zirka 1,3 Milliarden Euro und insgesamt 3500 Mitarbeitern bezeichnet Nordzucker-CIO Torsten Niemietz seinen Arbeitgeber als "gehobenen Mittelständler". Dabei ist es eigentlich weniger das Unternehmen als vielmehr der Markt, der (noch) mittelständische Strukturen aufweist. Doch spätestens Mitte des kommenden Jahres fallen die Oligopole, und die Zuckerproduzenten spüren bereits die wachsende Konkurrenz von jenseits der Landesgrenzen. Auch die Nordzucker-IT stellt sich deshalb auf knappere Investitionsmittel ein - mit proaktivem Handeln: "Jetzt haben wir noch die Mittel", erläutert Niemietz: "Also investieren wir heute in Tools, die wir vielleicht erst übermorgen brauchen."

Andererseits bringt ein solches Vorhaben eine Reihe von Zeitverzögerungen mit sich. Wenn etwas nicht funktioniert wie geplant, müssen zunächst die Ursachen analysiert, dann geeignete Lösungswege gesucht und beschritten werden.

Was Niemietz daran ganz und gar nicht behagte: Er konnte nicht unterscheiden, wofür er nun eigentlich zahlte - für die eigentliche Implementierung und Integration oder für Entwicklungsarbeiten. "Hier musste ich den SAP-Mitarbeitern einfach vertrauen", so das Fazit des Nordzucker-CIOs. Und er macht kein Hehl daraus, dass ihm das Vertrauen bisweilen fehlte: "Wenn ein Fehler auftaucht, dann sollen sie ihn beheben - aber nicht auf unsere Kosten."

Dieser Mangel an Transparenz hat Niemietz bewogen, das nächste Teilprojekt nicht an SAP Consulting zu geben. Zur Umstellung des für die Kommunikation mit den Zulieferern entwickelten "Rübenportals" holte Nordzucker den am SAP-Standort Walldorf beheimateten Dienstleister Realtech ins Boot. Zwölf Monate nach dem Start des Ramp-up-Programms will Niemietz dessen Vorteile immer noch nicht leugnen - doch: "Die Welt sieht nicht mehr so rosig aus." Die technische Vorhut der SAP-Anwender zu spielen habe unnötig Nerven gekostet. Sein Fazit: "Ich würde so etwas nie wieder machen." Für ein Unternehmen in der Größenordnung von Nordzucker hält er das für verträglicher, was eigentlich immer seine Maxime gewesen sei: "Aktuelles Release minus eins."