Nordzucker: "Nie wieder Pilotkunde der SAP"

19.04.2005
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Kurz nachdem Nordzucker mit der Implementierung der ersten SOA-Komponenten begonnen hatte, tat die SAP jedoch kund, dass EP 6.0 mit dem "Vor-Netweaver-Release" WAS 6.20 auf der Itanium-Hardware niemals lauffähig sein werde. Niemietz musste umdisponieren und den WAS 6.40 einführen, der überhaupt noch nicht allgemein verfügbar war. Was das bedeutete, dürfte jedem SAP-Insider klar sein: Das Unternehmen sollte ins Rump-up gehen.

Angesichts seiner begrenzten Kapazitäten bemühte sich Niemietz zudem um einen Platz im Ramp-up-Programm für Enterprise Portals. Das klappte nicht auf Anhieb, denn der Umfang dieses Programms war auf wenige deutsche Kunden begrenzt, damit die Supportorganisation der SAP nicht in die Knie ginge. Schließlich kam Nordzucker aber doch an die Reihe - und Niemietz war zunächst einmal zufrieden. "Man muss sagen: Der Support war fantastisch", sagt er rückblickend, "die Leute waren super, die Qualität sehr hoch, und man spürte, dass SAP ein hohes Interesse am Gelingen des Projekts hatte."

Zunächst verweigerte die Portalsoftware den Dienst

In dieser Einschätzung ließ sich Niemietz auch nicht erschüttern, als die ersten Probleme auftauchten: Die Portalsoftware wollte auf der neuen Hardware einfach nicht arbeiten. Eigentlich sollten die Anwender die in einer Windows-basierenden File-Share-Umgebung gespeicherten Dokumente über Schlagwörter aufrufen können, die in der Objekdatenbank der EP-Umgebung abgelegt sind. Doch die Schriftstücke ließen sich partout nicht öffnen.

Wie in solchen Fällen üblich, schoben sich Software- und Hardwarehersteller gegenseitig den schwarzen Peter zu. Die "Escalation-Manager" von SAP und HP redeten sich wochenlang die Köpfe heiß. Immerhin hatten sie jeweils Durchgriff auf die "richtigen" Entwicklerressourcen. Letztlich stellte sich heraus, dass ein Fehler im HP-Betriebssystem "HP-UX" für den Schlamassel verantwortlich war: Es verweigerte die Unterstützung für die SAP-Komponenten "JCIFS", die für die Übertragung der Dokumente in das Content-Management-System (CMS) von EP 6.0 zuständig ist. HP musste einräumen, dass es innerhalb der für das Nordzucker-Projekt angemessenen Frist von maximal drei Monaten keine Chance für eine Fehlerbehebung gab.