Symbian-3-Smartphone

Nokia will mit N8 wieder Fahrt aufnehmen

13.10.2010
Handy-Marktführer Nokia muss aufpassen, dass es bei Smartphones nicht den Anschluss verliert.

Nach dem Wechsel an der Unternehmensspitze nimmt jetzt ein neues Flaggschiff Fahrt auf. Im Praxistest kann das N8 allerdings nicht in allen Bereichen überzeugen.

Nokia legt seit 2005 Jahr für Jahr ein neues Smartphone der Modellreihe N auf. Aber richtig glücklich ist der Marktführer nicht damit geworden - im lukrativen Geschäft mit den Internet-Handys geben die Konkurrenten Apple und Google den Ton an, und Microsoft will es mit Windows Phone 7 jetzt auch noch einmal wissen. Die Finnen wollen von der Spitze aus die Wende im Abwärtstrend erzwingen, mit neuen Managern und einem neuen Flaggschiff, dem Multimedia-Smartphone N8.

"Das N8 ist ein wichtiger Meilenstein für uns", sagte Smartphone-Chef Anssi Vanjoki kurz vor seinem Ausscheiden auf der "Nokia World" Mitte September in London. An der Spitze räumte Vorstandschef Olli-Pekka Kallasvuo seinen Platz für Stephen Elop, der von Microsoft kommt und die Firmenstrategie mehr als bisher auf die USA ausrichten soll.

Im Wettbewerb mit iPhone und Android wirkte das Nokia-System Symbian zuletzt ziemlich verstaubt. Das N8 ist jetzt das erste Smartphone mit einer neuen Version dieser mobilen Plattform. "Symbian 3 ist eine Verbesserung gegenüber früheren Versionen der Software", antwortet die Smartphone-Expertin Carolina Milanesi vom Marktforschungsinstitut Gartner auf eine Anfrage von dpa. Aber "Nokia wird die Benutzerfreundlichkeit weiter verbessern müssen."

Ein erster Praxistest mit dem N8 zeigt, dass es insbesondere beim Web-Browser noch Nachholbedarf gibt. Um eine neue Webseite zu öffnen, muss man nicht nur die Adresse eingeben, sondern mit dem Finger zusätzlich drei Mal auf unterschiedliche Schaltflächen tippen. Aber immerhin: Der Touchscreen reagiert zuverlässig und einigermaßen flott.

Fortschritte sind bei der sonstigen Software-Ausstattung zu erkennen, die dem Trend zu Sozialen Netzwerken Rechnung trägt. Auf der Startseite zeigen waagrechte Balken die bevorzugten Kontakte oder die neuesten Facebook-Mitteilungen an. Ohne die Facebook-Anwendung starten zu müssen, kann man auf der Startseite durch die letzten Statusmeldungen der Kontakte blättern. Zu den Highlights gehört die kostenlose Navigationssoftware, die von der Nokia-Tochter Navteq bereitgestellt wird. Die funktioniert auch ohne Datenverbindung, was insbesondere bei Fahren im Ausland die Telefonrechnung entlastet.

Der N8-Nutzer kann drei "Home Screens" nach eigenen Wünschen gestalten und etwa mit Bookmarks oder Symbolen für bestimmte Programme belegen. Rund 13.000 Anwendungen gibt es laut Nokia derzeit im "Ovi Store".

Nokia will aber auch vor allem mit der Hardware punkten. Da übertrifft das N8 auch die soeben vorgestellten Smartphones von HTC oder LG mit Windows Phone 7. Die mit Carl-Zeiss-Optik bestückte N8-Kamera hat eine Auflösung von zwölf Megapixel. Damit werden hochauflösende Videos im Breitbildformat von 1280 mal 720 Pixel möglich, die mit einem HDMI-Kabel auf entsprechenden Fernsehgeräten abgespielt werden können. "Es gibt noch Nutzer, die Hardware um ihrer selbst willen kaufen und weniger auf Bedienungsfreundlichkeit und Software achten", sagt Gartner-Expertin Milanesi.

Allerdings hat das N8 auch seinen Preis - ohne Vertrag kostet es 479 Euro. Mehrere Mobilfunkanbieter wollen das neue Nokia-Gerät in diesem Monat in ihr Angebot aufnehmen.

Gartner hat für Symbian einen aktuellen Marktanteil von 40,1 Prozent bei mobilen Kommunikationsgeräten ermittelt, erwartet aber für 2011 nur noch 34,2 Prozent und bis 2014 einen weiteren Rückgang von 30,2 Prozent. Dahinter ist schon der heiße Atem der Verfolger zu spüren: Das Google-System Android hat zurzeit einen Anteil von 17,7 Prozent. Dicht dahinter liegen das Blackberry mit 17,5 Prozent und das iPhone mit 15,4 Prozent.

"Das N8 ist kein Konkurrent für das iPhone", sagt Milanesi der Nachrichtenagentur dpa. "Aber es hilft wahrscheinlich Nokia, diejenigen Kunden zu halten, die sonst einen Wechsel zu Android erwogen hätten." (dpa/tc)