Konkurrenz nimmt Branchenprimus in die Zange

Nokia verschläft neue Handy-Trends

23.04.2004
MÜNCHEN (CW) - Nokias schwache Ergebnisse im ersten Quartal deuten an, dass der finnische Handy-Riese seine Position als Trendsetter verspielt hat und zunehmend am Markt vorbeientwickelt. Die Konkurrenten Samsung und Sony Ericsson konnten daraus kräftig Kapital schlagen.

Der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia meldete für das erste Quartal 2004 rückläufige Ergebnisse, ausgelöst von einem Umsatzeinbruch um 15 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro im Kerngeschäft Mobiltelefone. In einer Stellungnahme räumte CEO Jorma Ollila ein, Nokia sei zu sehr mit dem Konzernumbau beschäftigt gewesen und habe den saisonalen Anstieg der Nachfrage im März nicht voll ausgenutzt. So konnten die Finnen mit 44,7 Millionen Geräten zwar 19 Prozent mehr Handys als im Vorjahresquartal absetzen, der Gesamtmarkt legte jedoch nach Unternehmensprognose um 29 Prozent zu. Als Resultat rechnet Nokia mit einem Rückgang der Marktanteile um zwei Prozent auf 35 Prozent.

Absatzrekord für Sony Ericsson

Davon profitierten unter anderem die Konkurrenten Samsung und Sony Ericsson: Das japanisch-schwedische Gemeinschaftsunternehmen erzielte im ersten Vierteljahr 2004 mit einem Zuwachs um 63 Prozent auf 8,8 Millionen Geräte einen neuen Absatzrekord - ohne Lieferengpässe wäre nach eigenem Bekunden sogar noch mehr drin gewesen. Sony Ericsson geht nun davon aus, dass sein Marktanteil dank dem guten Produktsortiment und insbesondere seinen Kamera-Handys auf sieben Prozent angewachsen ist - verglichen mit 5,4 Prozent im Schlussquartal 2003. Der Umsatz des Gemeinschaftsunternehmens kletterte im Jahresvergleich um 66 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro, unter dem Strich erzielte Sony Ericsson mit 82 Millionen Euro einen neuen Rekordgewinn, nachdem im Vorjahresquartal noch ein Fehlbetrag von 104 Millionen Euro angefallen war. Die Analysten hatten im Schnitt mit deutlich niedrigeren Ergebnissen gerechnet.

Samsung wildert bei Nokia

Samsung, der drittgrößte Handy-Hersteller nach Nokia und Motorola, verkaufte im ersten Vierteljahr eine Rekordzahl von 20,1 Millionen Mobiltelefonen. Dies brachte den Südkoreanern nach eigenen Schätzungen einen weltweiten Marktanteil von 14 Prozent ein - ein Großteil des Wachstums ging dabei vermutlich zu Lasten von Nokia. Mit Klapp-Handys und Geräten mit Mega-Pixel-Kamera trifft der Konzern die Finnen dabei im margenträchtigen Highend-Segment. Als weitere stabile Standbeine von Samsung erwiesen sich die Sparten Halbleiter und LC-Displays. Resultat war ein deutlicher Umsatz- und Gewinnsprung im ersten Quartal 2004: Der Nettoprofit kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 178 Prozent auf 3,14 Billionen Won (rund 2,26 Milliarden Euro). Die Einnahmen legten um rund 50 Prozent auf 14,41 Billionen Won (10,37 Milliarden Euro) zu.

Die finnische Nokia wiederum konnte dank dem kräftigen Wachstum in den Bereichen Multimedia (plus 60 Prozent), Networks (plus 16 Prozent) und Enterprise Solutions (plus 95 Prozent) Schlimmeres verhindern. Insgesamt sanken die Einnahmen gegenüber dem Vorjahresquartal um zwei Prozent auf 6,625 Milliarden Euro. Der Nettoprofit schrumpfte im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 816 Millionen Euro oder 17 Cent pro Aktie. Damit traf Nokia die mittlere Gewinnprognose der Analysten, während der Umsatz leicht hinter den im Schnitt erwarteten 6,65 Milliarden Euro zurückblieb.

Im laufenden zweiten Quartal rechnet Nokia mit stagnierenden oder leicht niedrigeren Einnahmen als den sieben Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn soll zwischen 13 und 15 Cent pro Aktie liegen. (mb)