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Preisrutsch bei Handys

Nokia scheitert an den hohen Erwartungen

17.04.2008
Der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia ist an den hohen Erwartungen der Analysten im ersten Quartal gescheitert. Der Gewinn- und Umsatzanstieg fiel weit geringer aus als gedacht. Grund dafür waren nicht zuletzt rapide gesunkene Preise für Mobiltelefone.

Statt eines prognostizierten Umsatzes von 12,78 Milliarden Euro lieferte Nokia nur 12,66 Milliarden Euro. Die Zahl teilten die Finnen am Donnerstag in Helsinki mit. Im Vorjahreszeitraum waren es 9,86 Milliarden Euro gewesen. Das verwässerte Ergebnis je Aktie stieg zwar ebenfalls von 0,25 auf 0,32 Euro. Die 20 von Thomson First Call befragten Analysten hatten aber mit 0,37 Euro gerechnet.

Die Nokia-Aktie verlor 10,16 Prozent auf 18,83 Euro. Marktteilnehmer sprachen in ersten Reaktionen von enttäuschenden Ergebnissen und einem schwachen Ausblick. Der Konzern konnte die Börsianer auch nicht dadurch besänftigen, dass er unter Ausklammerung von Sonderaufwendungen ihre Ergebnisprognose übertroffen hat. Je Aktie sprach Nokia hier von 0,38 Euro. Unter dem Strich verdienten die Finnen 1,22 Milliarden Euro nach 979 Millionen Euro; operativ verbesserten sie sich von 1,27 auf 1,53 Milliarden Euro.

Handypreise fallen stark

Eindrucksvoll: Die Zentrale von Nokia im finnischen Espoo.
Eindrucksvoll: Die Zentrale von Nokia im finnischen Espoo.
Foto: Nokia

Belastet wurde Nokia vor allem von Pensionszahlungen im Heimatland. Auch die Schließung des Bochumer Werks schmälerte das Ergebnis. 81 Millionen Euro setzten die Finnen hier an. Die Restrukturierung des Gemeinschaftsunternehmens Nokia Siemens Networks schlug mit 100 Millionen Euro zu Buche. Hinzu kam, dass der durchschnittliche Verkaufspreis je Mobiltelefon binnen drei Monaten von 83 auf 79 Euro gesunken ist. Ein solch starkes Abrutschen hatten die Analysten nicht erwartet. Sie waren von 81 Euro ausgegangen.

Den Hauptgrund für das Abbröckeln der Preise feierte Konzernchef Olli-Pekka Kallasvuo unterdessen als Erfolg: "Der Markt hat sich wie erwartet entwickelt, mit der größten Nachfrage in den Schwellenländern, wo unsere Position sehr stark ist." Nokia und andere Handy-Hersteller bieten in den sich entwickelnden Märkten vor allem günstige Einsteigergeräte an, was den Durchschnittspreis weltweit immer weiter senkt, dafür aber die Stückzahlen in die Höhe treibt.

NSN macht wieder Minus

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lieferte Nokia mit 115,5 Millionen Handys 27 Prozent mehr Geräte aus. Der Marktanteil verbesserte sich eigenen Angaben zufolge von 36 auf 39 Prozent. Gegenüber dem Schlussquartal 2007 sank er dagegen; vor drei Monaten hatte Nokia noch einen Anteil von 40 Prozent. Für das laufende zweite Quartal erwartet der Konzern wieder einen Anstieg seines Marktanteils. Den Gesamtmarkt 2008 sieht Nokia weiterhin bei 1,14 Milliarden Mobiltelefonen. Dabei dürften die Gerätepreise weiter fallen.

Die Beteiligung Nokia Siemens Networks (NSN) machte im abgelaufenen ersten Quartal 74 Millionen Euro Minus nach einem ausgeglichenen Ergebnis im Schlussquartal 2007. Das Vorjahr lässt sich wegen der Kürze des Zusammenschlusses nicht als Vergleichszeitraum heranziehen. Der Marktanteil von NSN soll im laufenden Jahr stabil bleiben. Bei den Synergien aus dem Zusammenschluss sieht sich Nokia auf gutem Weg, die erwarteten zwei Milliarden Euro bis zum Ende des Jahres zu erreichen. (dpa/tc)