Ericsson lagert kränkelnde Handy-Produktion aus

Nokia legt eine glänzende Bilanz für das Jahr 2000 vor

02.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Nokia machte im Mobilfunk wieder glänzende Geschäfte. Die Finnen steigerten im Geschäftsjahr 2000 ihren operativen Gewinn um 48 Prozent auf fast 5,8 Milliarden Euro. Bei Konkurrent Ericsson kränkelt dagegen das Handy-Geschäft. Nachdem dieser Bereich im Geschäftsjahr 2000 ein Minus von 1,83 Milliarden Euro verbuchte, lagern die Schweden jetzt ihre Telefonproduktion aus.

Angesichts der jetzt vorgelegten Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 zeigte sich Nokias Chairman und CEO Jorma Ollila äußerst zufrieden. So steigerten die Finnen ihren Umsatz um 54 Prozent auf 30,37 Milliarden Euro. Stärkster Umsatzträger war dabei die Handy-Sparte mit 21,9 Milliarden Euro. Verglichen mit der Umsatzsteigerung von 66 Prozent bei den Handys, fiel das Wachstum bei den Netzwerken eher bescheiden aus: Hier setzten die Finnen mit 7,7 Milliarden Euro 36 Prozent mehr um.

In Sachen Mobiltelefone, die Finnen sind hier mit einem weltweiten Marktanteil von über 30 Prozent die unumstrittene Nummer eins, verbuchte Nokia einen operativen Gewinn von rund 4,9 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von 57 Prozent. Die Netzwerksparte trug zum Ergebnis von 5,8 Milliarden Euro rund 1,4 Milliarden Euro bei. Verluste verbuchte dagegen vor allem der Bereich Nokia Ventures Organization.

Während Nokia an jedem Handy rund 38 Euro verdient, zahlt der schwedische Ericsson-Konzern bei jedem Mobiltelefon rund 63 Euro drauf. Angesichts dieser Zahlen und der Tatsache, dass der Konzern bereits seit Jahren das Gros seines Umsatzes mit Mobilfunknetzen erwirtschaftet, erscheint das Outsourcing der Telefonproduktion nur logisch. Die Flextronics Ltd., die unter anderem auch Handys für Siemens produziert, soll zum 1. April die Produktionsstandorte übernehmen, während Entwicklung und Marketing bei Ericsson verbleiben. Gleichzeitig mit der Auslagerung der Produktionsstätten will der Konzern die Mitarbeiterzahl in der Handy-Sparte von 16 800 auf 7000 reduzieren. Dabei sollen 4200 Mitarbeiter zu Flextronics wechseln.

Mit dem Outsourcing, so die Hoffnung der Schweden, die weiterhin unter ihrem Markennamen Mobiltelefone verkaufen wollen, könnten die Geräte dann billiger gefertigt werden. Allerdings bezweifeln Analysten, dass alleine eine billigere Produktion für ein Revival der Ericsson-Geräte im Markt ausreicht. Sie kritisieren nämlich, dass nicht nur die Handys der Schweden zu teuer sind, sondern die gesamte Produktfamilie verglichen mit dem Portfolio der Konkurrenz wenig attraktiv sei. Zudem habe der Konzern das Segment der Billig-Handys, die letztes Jahr im Zuge der Prepaid-Karten-Euphorie boomten, stark vernachlässigt.

Fehler, die auch Ericsson-Chef Kurt Hellström bei der Präsentation des Jahresergebnisses einräumte. Insgesamt steuerte die Handy-Sparte mit 6,3 Milliarden Euro rund ein Fünftel zum Jahresumsatz von rund 31 Milliarden Euro bei, der 27 Prozent höher war als im Vorjahr. Den größten Teil des Umsatzes, fast 22 Milliarden Euro, erzielten die Schweden mit dem Verkauf von Mobilfunknetzen. Vor Steuern stieg damit der Konzerngewinn im Geschäftsjahr 2000 auf 3,2 Milliarden Euro verglichen mit 1,7 Milliarden Euro in 1999.

Sieht die Konzernbilanz auf den ersten Blick positiv aus, so offenbart das vierte Quartal 2000 eine andere Entwicklung: Der Vorsteuergewinn brach im letzten Quartal, verglichen zum Vorjahreszeitraum, um 46 Prozent auf 0,5 Milliarden Euro ein. Und bei der künftig outgesourceten Handy-Sparte sank der Umsatz auf 1,6 Milliarden Euro, während der Konzern im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch rund 1,9 Milliarden Euro mit Mobiltelefonen umsetzte. Angesichts dieser Entwicklung will Hellström künftig noch aggressiver in das Netzwerkgeschäft investieren, zumal diese Sparte im vierten Quartal 2000 einen operativen Gewinn von über einer Milliarde Euro erzielte.

Konkurrent Nokia konnte dagegen auch im vierten Quartal 2000 mit Zuwächsen um die 46 Prozent glänzen. Zudem steigerten die Finnen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum den operativen Gewinn um 32 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro.