Handys florieren, Netztechnik schwierig

Nokia gibt sich halbwegs zuversichtlich

31.01.2003
MÜNCHEN (CW) - Ein gutes viertes Quartal hat beim finnischen Nokia-Konzern summa summarum auch zu einem guten Geschäftsjahr 2002 geführt. Der Handy-Weltmarktführer konnte seine Position ausbauen. Nach wie vor schwierig gestaltet sich indes das Netztechnikgeschäft.

Rund 8,84 (Vorjahr: 8,78) Milliarden Euro Umsatz und ein Nettogewinn von knapp 1,05 Milliarden Euro (Vorjahr: 450 Millionen Euro) stehen bei Nokia für das vierte Quartal in den Büchern - ein Ergebnis, das die eigenen Prognosen und die Erwartungen der Analysten leicht übertraf. Dank eines florierenden Weihnachtsgeschäfts haben die Finnen in dieser Berichtsperiode mit 46 Millionen Geräten mehr Handys als jemals zuvor in der Konzerngeschichte verkauft. Gleichzeitig konnte der Anteil am Weltmarkt von 36,5 auf 39 Prozent gesteigert werden. Das gute Schlussquartal hatte auch Auswirkungen auf den Abschluss des gesamten Geschäftsjahres 2002. Hier kam es zwar auf der Einnahmenseite im Vergleich zum Vorjahr zu einem geringfügigen Umsatzrückgang von 31,19 auf 30,01 Milliarden Euro, beim Nettoertrag jedoch dank kräftiger Kosteneinsparungen zu einem satten Plus von 2,2 auf 3,38 Milliarden Euro.

Gespannt waren viele Branchenbeobachter vor allem auf den Ausblick von Vorstandschef Jorma Ollila, der für die Handy-Sparte nur sehr verhalten ausfiel. Er rechne für 2003 mit einem Korridor "zwischen Stagnation und maximal neun Prozent Wachstum", erklärte der Nokia-Frontmann in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Veröffentlichung genauerer Prognosen wäre "unbesonnen". Nach wie vor kämpfe man in wichtigen Märkten wie Europa mit einer lahmenden Konjunktur, gleichzeitig würden leicht erhöhte Lagerbestände aus dem Weihnachtsgeschäft, die erst abverkauft werden müssten, im ersten Quartal zu einem vergleichsweise geringen Wachstum führen.

Neben diesem "Channel-Stuffing" dürfte Nokia derzeit aber auch noch anderswo der Schuh drücken: Der Trend zu immer preiswerteren Handys, der, wie Ollila einräumte, die gesamte Branche belaste. Dank der neuen UMTS-Technologie rechne man aber damit, dass im zweiten oder dritten Quartal der Durchschnittspreis pro Handy wieder steigen werde. Wie sehr der momentane Trend zum "Billig-Handy" die Einnahmen drückt, zeigt auch die Tatsache, dass trotz des Rekordabsatzes im vierten Quartal der Umsatz der Nokia-Mobiltelefonsparte mit 6,7 Milliarden Euro stagniert hatte.

Nach wie vor kritisch ist Ollila zufolge die Situation im Telco-Ausrüster-Geschäft, das gut 20 Prozent zum Konzernumsatz beiträgt und bei dem man im Geschäftsjahr 2002 einen Einbruch von 13 Prozent hinnehmen musste. Gemessen an den Problemen anderer Wettbewerber sind die Finnen damit zwar glimpflich davongekommen, doch der Markt bleibe "turbulent und unvorhersehbar", betonte der Nokia-Chef. Belastet wurde das Ergebnis hier unter anderem durch die Krise beim deutschen UMTS-Lizenznehmer Mobilcom, dem Nokia großzügige Lieferantenkredite für den Netzaufbau eingeräumt hatte, die nun aber in dreistelliger Millionenhöhe abgeschrieben werden mussten. (gh)