Praxistest

Nokia 6110 Navigator im Test

07.11.2007

Ausstattung

Ganz klar: in der Navigation liegt der Ausstattungsschwerpunkt des 6110, das sich hier auch keine Blöße gibt. Nach einem Druck auf die Taste mit der Windrose startet das Handy den Navigationsmodus und findet in weniger als einer Minute die aktuelle Position - in der Regel klappt das sogar in weniger als 20 Sekunden. Diesen deutlichen Fortschritt gegenüber dem zähen Verhalten eines N95 verdankt das 6110 der Nutzung der GSM-basierten Näherung AGPS und einer von Nokia selbst entwickelten GPS-Firmware. Die funktioniert im Zusammenspiel mit der Route66-Software so gut, dass man kaum glauben mag, gerade von einem Handy durch den Straßenverkehr geleitet zu werden. Streckenplanungen gelingen dank eines übersichtlichen Menüs reibungslos, Ansagetexte ertönen gut verständlich und vor allem früh genug aus dem Lautsprecher und die Streckenführung klappt tadellos. Auch vor Neuberechnungen infolge abweichender Streckenführung durch Baustellen oder ähnlichem Unbill braucht man keine Angst zu haben, das erledigt das 6110 überraschend schnell und sicher. Dank vieler Komfortfunktionen wie etwa einer Simulation der zu fahrenden Route spricht das 6110 auch ehemalige Besitzer von ?echten? Navis an. Bei allem Lob soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass das 6110 zwar selten, aber doch hin und wieder während der Fahrt abstürzte. Offenbar belastet die Kombination aus laufender Navigation und anderen Funktionen wie dem Musikplayer das Herz des tapferen Navigators dann doch zu stark. Dafür ist die Navi-Einheit komplett in die Telefonfunktionen eingebunden. Mit einem Klick steuert das Handys die Postadresse eines Telefonbuchkontaktes an; POIs oder der derzeitige Standort können darüber hinaus an Personen mit gleichem Gerät verschickt werden und erleichtern so die gegenseitige Wegfindung.

Ebenfalls punkten kann das Schiebehandy mit einer überraschend guten Kamera. Zwar verteilen sich auf ein Bild in höchster Auflösung ?nur? 1600x1200 Bildpunkte (ca. 2 Megapixel), doch dank guter Bildschärfe und natürlicher Farbwiedergabe wirken die recht hochwertig. Wie auch beim S60-Gerät 6120 classic gelingen Panoramabilder durch einen langsamen Schwenk mit ruhiger Hand und beeindrucken mit großem Blickfeld auf dem entstandenen Bild. Leider sinkt die Bildqualität im Nachtmodus oder generell bei schlechter Beleuchtung deutlich und stört entstandene Fotos mit starker Artefaktbildung. Da das 6110 den Schwerpunkt zweifelsfrei auf Navigation legt, geht der mit 320x240 Pixeln aufgelöste Videomodus noch als gut durch und erreicht akzeptable 15 Bilder pro Sekunde. Das reicht naturgemäß aber nur für den MMS-Spaß zwischendurch.

Das Handy versteht sich auch aufs Abspielen von Musik, hier in erster Linie auf MP3s, AACs bzw. M4As von iTunes und WMA-Dateien. Klanglich gibt der Player Songs gut an die Ohren weiter. Dazu nutzt er entweder das mitgelieferte Kabelheadset (wird über 2,5mm Klinke angeschlossen), ein A2DP-fähiges Bluetooth-Headset oder den überaus kräftigen Außenlautsprecher. Coverarts sind hingegen eine Sache für sich. Zwar kann das 6110 diese darstellen, allerdings erweist sich der Transport auf das Handy als unerklärlich schwierig.

Dank des MiniMap/KHTML-Browsers, der normale HTML-Webseiten problemlos darstellen kann und in der aktuellen Version auch für die Ansteuerung von WAP-Push-Links zuständig ist, fällt das Internetsurfen in Verbindung mit der S60-Oberfläche recht leicht und ist dank HSDPA auch ziemlich flott. Dank diverser Komforteinstellungen wie z.B. einer Seitenverkleinerung wird das Surfen auf dem kleinen Display deutlich erleichtert. Selbstverständlich können auch Emails von POP- oder IMAP-Postfächern abgerufen werden, allerdings gehört das 6110 nicht zur Eseries und lässt dementsprechend einen übersichtlichen Mailclient und PushMail-Unterstützung vermissen. Trotzdem gilt: wer nicht täglich Emails schreibt und mit Abstrichen an Komfort leben kann, wird mit dem Messaging auf dem Navigator ganz sicher glücklich.

Im PIM-Bereich bleiben dank S60-Oberfläche kaum Wünsche offen: mit 42 unterschiedlichen Feldern kann man mehr als genügend Details zu den einzelnen Kontakten speichern. Einige der Funktionen wirken allerdings wenig durchdacht, so findet der versierte Nutzer zwar eine SIP-Adresse vor, kann sie mangels VoiP-Client oder WLAN-Conectivity aber kaum nutzen. Der Organizer im finnischen Pfadfinder profitiert ebenfalls von S60: wie gewohnt können dort übersichtlich diverse Aufgaben und Termine festgehalten werden und erleichtern so den Alltag. Verweilt man z.B. eine Sekunde auf einem Tag in der Monatsansicht, zeigt ein kleines Popup-Fenster alle Betreffzeilen der an diesem Tag anliegenden Termine an. Darüber hinaus liefert der Office-Viewer Futter für die Businessuser. Unterstützend stehen Helferlein wie Taschen-, bzw. Einheitenumrechner, Weltzeituhr und ein Wecker mit mehreren frei definierbaren Weckzeiten, Schlummerfunktion und einer Anzeige für die bevorstehende Länge der Nachtruhe zur Verfügung. Timer und Stoppuhr fehlen nach wie vor.

Praxistest: Nokia 6110 Navigator
Praxistest: Nokia 6110 Navigator
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Praxistest: Nokia 6110 Navigator
Praxistest: Nokia 6110 Navigator
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Als HSDPA-Funker verrichtet das 6110 sein Werk im UMTS-Netz und nutzt Frequenzen von 850 bis 1900MHz, sodass man auch in Amerika und Asien erreichnbar bleibt. Lokal steht neben dem mitgelieferten USB-Kabel auch die Bluetooth-Schnittstelle bereit, die Daten über den schnellen EDR2.0-Standard funkt und dabei auch das für manchen Autofahrer wichtige SIM-Access Profil und sogar Audio-Streaming via A2DP kennt. Letztgenanntes funktioniert übrigens herausragend und lässt kaum Unterschiede zu den ebenfalls guten Kabelohrstöpseln erkennen. Mit Hilfe der PC Suite können Musik oder Bilder ausgetauscht oder Kontakt-, bzw. Kalenderdaten abgeglichen werden. Wer allerdings nicht mit dem PC, sondern lieber drahtlos mit Onlineservern synchronisiert, freut sich über die SyncML-Unterstützung.