EU-Untersuchung stellt Qualifizierungsdefizite fest

Noch zu wenig Weiterbildung für Frauen in IuK-Techniken

13.03.1998

Die Untersuchung erfolgt im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojekts der EU "Women´s Qualification for New Technologies and New Forms of Work Organisation". Das Projekt mit Kooperationspartnern aus Italien, Dänemark, England und Deutschland soll praxisnahe Vorschläge für Qualifizierungskonzepte entwickeln. Nach ersten Auswertungen haben technikorientierte und arbeitsplatzbezogene Qualifizierungskonzepte, die auch für Frauen mit Familie geeignet sind, Seltenheitswert. Wärend Frauen zwar häufiger als Männer an betriebsexternen Computerkursen teilnehmen, haben sie weniger Zugang zur betrieblichen Weiterbildung, wenn etwa neue, kooperative Arbeitsformen eingeführt werden.

So fallen durch die Einführung neuer IuK-Techniken in der Produktion einfache Arbeitsplätze weg, in den vor- und nachgelagerten Servicebereichen entstehen indes neue Arbeitsfelder. Zu diesen haben allerdings Frauen weniger Zugang. "Bei der Einführung von Gruppenarbeit besteht die begründete Vermutung, daß die Arbeit und entsprechend die Weiterbildung von Frauen als nicht so wichtig wie die der Männer betrachtet wird", stellen die IAT-Wissenschaftlerinnen Doris Beer und Ileana Hamburg fest.

Innovative, kooperative Arbeitsformen hätten für Frauen erhebliche Vorteile. So könnten sich Gruppenmitglieder am Arbeitsplatz gegenseitig vertreten, die traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung würde aufgelöst und Arbeitszeitsysteme ermöglichten eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Empirische Unersuchungen belegen allerdings auch Risiken: Gruppenarbeit geht oft einher mit Personalabbau, von dem meist die Un- und Angelernten betroffen sind. "Ob Frauen zu den Gewinnerinnen oder Verliererinnen kooperativer Arbeitsformen gehören, hängt davon ab, wie die Arbeit organisiert, die Weiterbildung gestaltet wird und wie Frauen in diesen Prozeß einbezogen werden", so die IAT-Wissenschaftlerinnen. Qualifizierungskonzepte für Frauen müßten weniger theoretisch aufbereitet sein und breite technische und organisatorische Kenntnisse vermitteln. Die Wissenschaftlerinnen schlagen flexible Qualifizierungsmodule vor, mit denen auch die Familienarbeit vereinbar ist. Darüber hinaus sei das Angebot von Kinderbetreuung sowie Beratung zu erweitern. Auch Multimedia-Lernprogramme könnten dazu beitragen, die Fortbildung individuell zu organisieren und so Berufsrückkehrerinnen bessere Chancen zu bieten.