Gartner über Cloud-E-Mail

Noch viel Arbeit für Googlemail

02.11.2011
Von 
Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Googlemail erfüllt spezielle Anforderungen kaum

Somit behauptet Googlemail also immerhin die Hälfte eines Kuchenstücks, dem die Analysten starkes Wachstum in Aussicht stellen. Cain unterstreicht überdies, dass Googlemail im Gegensatz zu Microsoft Exchange in den vergangenen Jahren im Enterprise-Bereich zulegte. Andere Anbieter wie Novell GroupWise und IBM Lotus Notes/Domino hätten abspecken müssen, während Cisco seine Cloud-E-Mail-Anstrengungen ganz aufgegeben habe und Zimbra aus dem Hause VMware erst jetzt seine Engagement im Unternehmensbereich wieder aufflammen lasse.

Soweit surft Googlemail also auf einer Welle, die sich sich immer weiter auftürmt. Aber alles bestens ist laut Gartner bei weitem nicht. Auf die Bedürfnisse von großen Firmen mit komplexen E-Mail-Anforderungen – Finanzdienstleister beispielsweise – werde bisher von Googlemail kaum eingegangen, weil das kleine Kundensegment geringgeschätzt werde. Angesichts der Auflagen zur Bankenaufsicht komme Googlemail etwa für Kreditinstitute nicht wirklich als Alternative in Frage.

Die Problematik setzt sich laut Gartner auf allgemeinerer Ebene fort. Zwar erfülle Googlemail die herkömmlichen Ansprüche im Front-End sehr gut. Aber der Anbieter genüge kaum den höheren Anforderungen im Back-End größerer Firmen. So berichten laut Gartner Systemintegratoren und große Anwender gehäuft von Transparenz-Defiziten in Bereichen wie Continuity, Sicherheit und Compliance. Das erschwere den Aufbau von Beziehungen mit festen Wurzeln.

Vor diesem Hintergrund hält Cain es aus Sicht der meisten großen Unternehmen für die tragfähigste und klügste Strategie, zumindest ein weiteres Upgrade im On-Premise-E-Mail-Bereich durchzuführen. Zumindest bis 2014 sollte man durchhalten könne, bis man der Cloud-E-Mail größeres Vertrauen entgegenbringt. Bis dahin trauen die Analysten den Anbietern also zu, die drängendsten Probleme gelöst zu haben.

Die Alternative sei ein hybrides Modell, so Cain. Also Cloud-E-Mail, wo das gefahrlos geht, und On-Premise-E-Mail, wo es nicht anders geht. „Dieses Hybrid-Modell spielt aber Microsoft in die Karten, wenn man dessen On-Premise-Dominanz bedenkt“, erläutert der Analyst.

Hybrid-Modell nutzt Microsoft

Ein Wettbewerbsnachteil also für Googlemail. Aus Sicht der Anwender schätzt Gartner den Wettlauf zwischen Microsoft und Google aber als durchaus fruchtbar ein. Beide Anbieter trieben sich dazu an, besser zu werden – mit positiven Folgen für die Entwicklungsgeschwindigkeit der cloudbasierten E-Mail. Wer auf noch mehr Konkurrenzkampf hofft, wird aber wohl enttäuscht. „Diese Rivalität wird es für andere Anbieter schwer machen, direkt in den Segmenten Cloud-E-Mail und Collaboration mitzuhalten“, argwöhnt Cain. Eine noch genaue Analyse enthält die Gartner-Studie.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)