Noch nicht offiziell Kendall Square Research denkt ueber Wechsel auf Power-PC nach

13.05.1994

MUENCHEN (CW) - Ob die Medien der Power-PC-Architektur zuviel Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, wird sich weisen. Die Eltern dieser RISC-Architektur - IBM, Motorola und Apple - haben es jedenfalls geschafft, eine Sogwirkung zu erzeugen. Dieser kann sich moeglicherweise auch die Kendall Square Research Corp. (KSR), Anbieter der massiv-parallelen (MPP) "KSR1"- und "KSR2"-Systeme, nicht entziehen.

Der Hardware-Hersteller aus Waltham, Massachusetts, vertreibt seine Rechner, die mit einem eigenentwickelten 64-Bit-CMOS- Prozessor arbeiten, in Deutschland ueber zwei Niederlassungen in Muenchen und Hannover sowie ueber den OEM-Partner SNI.

Plaenen zufolge, die im Hauptquartier von KSR kursieren, koennte die proprietaere CPU der Power-PC-Architektur geopfert werden. Der britische Brancheninformationsdienst "Unigram X" berichtet ferner, dass die Manager um CEO und Chairman William Koch 1995 oder Anfang 1996 erste Systeme auf Basis des IBM-Motorola-Chips vorstellen wollen.

Allerdings meldet "Unigram X" gewisse Zweifel an, ob sich dieser Architekturwechsel realisieren wird. Fuer Anwender bisheriger KSR- Systeme verspraeche ein Uebertritt ins Power-PC-Lager zwar nichts Gutes, fuer das amerikanische Unternehmen koennten sich auf lange Sicht jedoch Vorteile ergeben. Die Frage sei aber, ob KSR noch lange am Markt vertreten sein werde.

Der amerikanische Hardware-Anbieter tut sich schwer, Produzenten fuer seine Prozessoren zu finden. Nachdem Hewlett-Packard (HP) abgesprungen ist, soll KSR allerdings bei einem taiwanischen Halbleiterhersteller fuendig geworden sein. Ausserdem kooperiert der MPP-Spezialist mit der Sharp Corp.

Zudem hatte es in der Vergangenheit erhebliche wirtschaftliche Turbulenzen gegeben. Diese fuehrten unter anderem zu Untersuchungen wegen nicht voellig nachvollziehbarer Geschaeftszahlen, die KSR veroeffentlicht hatte. Die jetzt fuer KSR zustaendigen Wirtschaftspruefer von Coopers & Lybrand warnten in der Folge, wiederholte Verluste und rechtliche Probleme weckten erhebliche Zweifel an der Faehigkeit von KSR, auf Dauer als wirtschaftlich gesunder Konzern zu bestehen.

Dem hatte Koch, der gleichzeitig groesster Investor von KSR ist, gegenueber dem "Wall Street Journal" widersprochen. KSR sei auf dem besten Wege, die Kehrtwende in die schwarzen Zahlen zu vollziehen.

Eine Stellungnahme von den deutschen Niederlassungen war bis Redaktionsschluss nicht zu erhalten.