Noch keine Unternehmensteile zum Verkauf gestellt DEC-Chef Palmer kann Sorgender Anwender nicht zerstreuen

27.05.1994

NEW ORLEANS (IDG) - Angst, Unsicherheit und Zweifel unter amerikanischen DEC-Anwendern werden immer spuerbarer, je laenger Digital-Chef Robert Palmer die Frage nicht beantwortet, welche Unternehmensteile er verkaufen will. Auf dem US-Treffen der Digital Computer User Society (Decus) erklaerte er, dass er die Reaktion der Kunden abwarten wolle und endgueltige Entscheidungen erst im Juni zu erwarten seien."Wenn dieses Treffen einen Monat spaeter stattfinden wuerde, koennte ich mehr Einzelheiten nennen", erklaerte Palmer. Er berichtete, dass er Verbindungen anstrebe, wie die mit Polycenter oder mit IBM ueber die Lizenzierung von Netview/6000. Der CEO warnte die Anwender davor, sich zu sehr auf die Aussagen der Produkt-Manager zu verlassen, "weil sie keine Alternative haben, als weiterhin zu erklaeren, dass ihre Produktlinie innerhalb des Konzerns fortgefuehrt werde". Erste Eindruecke davon, wie Digital-Anwender die Lage einschaetzen, erhielt Palmer waehrend der Tagung der User-Group. "Das Management unseres Unternehmens hat sich gegen das Datenbankpaket Rdb entschieden, weil keine klare Aussage von DEC zu bekommen war, ob es weiterlaeuft oder nicht", moniert beispielsweise Steven Thihor von der Universitaet New York. Dabei bezieht sich der Wissenschaftler auf die nicht verstummenden Geruechte ueber einen Verkauf des DB-Geschaefts. Insider halten das allerdings fuer wenig wahrscheinlich. Sie sehen in der Portierung von Rdb auf OSF/1 ein Indiz fuer DECs anhaltendes Interesse.Ein anderer Kunde erklaerte, es sei wohl witzlos, weiterhin DEC-Systeme wegen der garantierten Kompatibilitaet zu Digitals Speicher-Subsystemen zu kaufen "wenn wir denken, dass die Speicher-Division verkauft wird". Kenneth D'Aquin von der Universitaet New Orleans befuerchtet die baldige Aufgabe der VAX-Plattformen. Zwar mache sich das noch nicht im Support bemerkbar, aber der Wert der Investitionen sinke dramatisch. Er rechnet damit, dass die Wartungskosten "um fuenf bis zehn Prozent pro Jahr steigen werden". Dann, in fuenf oder sechs Jahren macht es fuer den Endanwender wirtschaftlich keinen Sinn mehr, diese Plattform zu unterstuetzen."Die Lebensfaehigkeit von Open VMS wurde von den Decus-Mitgliedern ebenfalls in Frage gestellt. Das Verkaufszenario von Insidern sieht allerdings anders aus. Sie halten den Verkauf der Speicherdivision fuer wahrscheinlich, glauben aber nicht, dass DEC so selbstmoerderisch sein werde, den Support fuer das Betriebssystem einzustellen. Digital hat begonnen, Software abzustossen DEC-Vertreter betonten, das Unternehmen investiere den gleichen Anteil in Open VMS wie in OSF/1. "Es wuerde mich ueberraschen, wenn nicht eine grosse Zahl unserer Kunden in 15 Jahren noch VMS benutzen wuerde", beruhigte Philip Auberg, Systems Marketing Manager, die Gemueter.Inzwischen hat Digital allerdings begonnen, verschiedene Softwarepakete abzustossen. Das Unternehmen unterzeichnete kuerzlich ein Abkommen mit Touch Technologies Inc, wonach Touch die Wartung fuer die Applikationen DEC Decision, - Query, - Calc, - Graph und DEC Slide uebernimmt. Palmer versprach, die Kunden weiter zu unterrichten. Moeglichst gleichzeitig wolle er ueber Verkaufsentscheidungen und die weitere DEC-Strategie informieren. Allerdings sei dies nicht immer moeglich.