ANSI bleibt erfolglos:

Noch kein Standard für Mikrofloppy

26.08.1983

MÜNCHEN(CW) - Das Chaos im Mikrofloppy-Bereich bleibt bestehen. Zwar sollte ein Subkomitee des ANSI (American National Standards Institute) einen neuen Standard erarbeiten. Doch die einzige Einigung, die zustande kam, war die Zustimmung der 59 Teilnehmer zu der Absicht, für alle vier gegenwärtig im Wettbewerb stehenden Mikrofloppy-Formate Standards zu produzieren.

Die Entscheidung dieses Komitees, das den Namen X388 trägt, lädt das endgültige Urteil ein weiteres Mal dem Markt auf. Der Kampf um Marktanteile wird schon irgendwann eine De-facto-Norm erbringen. Bereits seit mehr als einem Jahr gelingt es den Herstellern der 3-Inch-, 3,25-Inch-, 3,5-Inch- und 4-Inch-Mikrofloppies nicht, sich gemeinsam auf eine Größe festzulegen. Allerdings verwundert die mangelnde Einigung des Komitees nicht - hier sitzen dieselben Firmen beisammen, die auch das Marktgeschehen bestimmen.

James Barnes, Vorsitzender der X388, bezeichnet die gegenwärtige Situation als Sackgasse. "Dennoch unterstützen wir weder ein einzelnes Format noch alle vier gleichzeitig. Statt dessen hat das Komitee Vertretern aller Formate freigestellt, Beschreibungen ihrer Formate einzureichen, die dann von X388 dem Hauptkomitee vorgelegt werden." Barnes hält diese Lösung auch nicht unbedingt für einen Rückschlag. Man müsse sich bei den einzelnen Firmen eben nur noch mehr um Marktanteile bemühen. Im Rahmen einer freien Marktwirtschaft dürfe der Markt selbst getrost den Sieger festlegen.

So wird also immer ein Unternehmen die Formatbeschreibung einreichen und sich dabei von anderen Firmen unterstützen lassen.

3-Inch-Floppies werden von Maxell eingebracht. Man hatte dieses Format vor fast zwei Jahren vorgeschlagen; inzwischen umfaßt die Lobby auch Hitachi, Matsushita, Amdek und andere.

Das 3,25-Inch-Format wird von Dysan eingebracht und von Seagate Technology, Brown Disc Manufacturing und anderen unterstützt.

3,5-Inch können mit Shugart, Verbatim und Sony auch klangvolle Namen auf ihrer Seite verbuchen.

Für 4-Inch-Laufwerke schließlich stimmt IBM mit all seiner zur Verfügung stehenden Marktmacht.

Nachdem die Jury dieses "Schönheitswettbewerbs" quasi nur aus Ehemännern und Liebhabern bestand, die alle für ihre eigenen Frauen stimmten, konnte laut Barnes gar kein Konsens erzielt werden. Um zu demonstrieren, daß man dennoch ohne Bitterkeit auf das (fehlende) Ergebnis schaut, meinte Barnes: "Haben sie Standard-Reifen an Ihrem Auto? Wenn die ganze Welt auf ANSI-Normen für Reifen warten würde, würden wir heute wohl noch zu Fuß gehen."

Frei übersetzt aus der Computerworld von Kurt Emonts, Journalist in Taunusstein.