Konkurrenz aus Mischberufen zeichnet sich ab, doch:

Noch kein Schatten auf dem DV-Personalmarkt

13.02.1987

MÜNCHEN - Von den rund zwei einhalb Millionen Erwerbslosen in der Bundesrepublik stammen nur 5248 aus datenverarbeitenden Berufen. Dies ermittelte die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg zu einem Stichtermin Ende September 1986. Allerdings scheint, der Trend weg von der "reinen" DV-Fachkraft zu Querschnittsberufen mit Branchen-Know-how zu gehen.

Wie in den vergangenen Jahren zählt der DV-Sektor zu den Marktsegmenten mit den meisten offenen Stellen. Daß die reine DV-Fachkraft, an Bedeutung verlieren könnte, deutet sich für die Nürnberger

Arbeitsstatistik jedoch zumindest als Trend an. Gleichzeitig nimmt das Gewicht der sogenannten Querschnittsberufe zu. Sie lassen sich von ihrer Tätigkeitsbezeichnung her allerdings nicht mehr eindeutig zur DV rechnen: Dieser neue Typus von Beschäftigten besitzt neben dem "traditionellen" DV-Know-how zusätzliche Branchenkenntnisse. Zudem reichern Aus- und Weiterbildung auch die Mischberufe mit Anwendungswissen über die Mikroelektronik an. So wird möglicherweise, formuliert Werner Dostal vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, "die Hybrid-Qualifikation" langfristig kaum eine Rolle spielen.

Mit nur zwei Promille der registrierten Erwerbslosen ist der Markt für Datenverarbeiter indes kaum von Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Die Wertung, wer als DV-Fachkraft zu bezeichnen ist, richtet sich nach dem Vermittlungsziel - und ob dieses auch erreicht werden kann.

Nicht jeder an einem DV-Job Interessierte muß demnach schon vorher in der DV tätig gewesen sein. Das trifft möglicherweise auf einen großen Teil von 1171 Meldungen zu. Sie rechnen zu den 34 100 "Einsteigern" in der Fortbildung und Neuorientierung in Richtung DV-Berufe, die die Bundesanstalt im vergangenen Jahr ausmachte. Diese Bewerber hatten keine vorherige Berufstätigkeit aufzuweisen, kamen also, lautet die Schlußfolgerung, aus Maßnahmen zur Weiter- und Höherqualifikation. Sie entsprachen jedoch - wie beispielsweise die Umschulung von arbeitslosen Akademikern - nicht unbedingt dem Marktbedarf. Eine Annahme, die auch die weitere Nürnberger Angabe stützt, daß von den gemeldeten Arbeitsuchenden knapp die Hälfte - über 2000 - in der Altersgruppe um 30 und bis 40 Jahre lag.

Über 3000 der Stellensuchenden beziehen entweder Arbeitslosengeld oder -hilfe. Kein Geld aus Nürnberg erhalten rund 1300 Bewerber, so zum Beispiel die Gruppe der Lehrer. Sie haben sich zwar nach zwei Staatsexamina in der Umschulung zum DV-Organisator noch kaufmännische wie auch Programmier-, Datenbank- und PC-technische Kenntnisse erarbeitet, aber: Ein Anspruch auf Unterstützung besteht nicht.

Nachfrage nach qualifizierten Kräften

Einen beachtlichen Teil - mit 1773 Meldungen etwa ein Drittel der über fünftausend Stellensuchenden machen Frauen aus. Von ihnen besitzen etwa 400 keine Berufsausbildung, melden die Statistiker aus Nürnberg. Eine abgeschlossene Lehre weisen über die Hälfte der Bewerberinnen auf, rund ein Zehntel absolvierte Hochschulen sowie Fachhochschulen.

Immerhin finden 20 Prozent der DVer in Warteposition schon nach ein bis drei Monaten Suche eine neue Position; eine nahezu gleiche Zahl Bewerber wartet zwischen sechs und zwölf Monaten. Zwei Jahre und länger suchten 600 Anwärter.

Nachfrage nach qualifizierter Ausbildung besteht weiterhin. Die Nürnberger Werte weisen nur einen Anteil von 458 Arbeitnehmern auf Jobsuche aus, die Hochschule oder Universität absolvierten. Eine Lehre schlossen in ihrer Erstausbildung über 2340 Personen ab, zwischen 400 und 500 beendeten die Berufsschule und die Fachhochschule.

Offene Stellen in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis - rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr - meldet die Bundesanstalt für über 2000 DV-Fachkräfte. Davon muß über die Hälfte eine Hochschul- oder Universitätsqualifikation mitbringen. Betriebliche Ausbildung sollte gut ein Fünftel aufweisen.

Als Handikaps auf der Karriereleiter einer DV-Fachkraft gelten - neben ungenügender Teamfähigkeit - mangelnde Kenntnisse über den aktuellen Stand der Technik, etwa den Brückenschlag zwischen Verwaltung und Fertigung sowie der Bürokommunikation. Vor allem gilt: Wer Karriere machen will, muß rasch handeln. In der vergleichsweise jungen DV-Branche liegt das Einstiegsalter mit etwa 28 bis 30 Jahren recht hoch. Dann aber verbleiben der DV-Fachkraft noch etwa 15 Jahre für den Weiteren Aufstieg - denn der Generationswechsel beginnt häufig schon bei 45 Jahren.