Kommentar

Noch ist ATM Luxus

27.03.1998

ATM everywhere" lautete vor zwei Jahren der Slogan der Hersteller. Das High-speed-Verfahren sollte die Unternehmensnetze revolutionieren und die althergebrachte Leitungsvermittlung in Telefonnetzen ablösen. Doch die Produzenten hatten die Rechnung ohne das Kostenbewußtsein der Anwender gemacht: Ihnen war, beziehungsweise ist das superschnelle Übertragungsverfahren schlicht zu teuer. So konnte ATM bisher nur im lokalen Backbone eine kleine Fan-Gemeinde um sich sammeln.

Anders sieht es dagegen im Weitverkehrsnetz aus, wo immer schnellere Zugangstechniken wie beispielsweise ADSL leistungsfähige Backbones erfordern. Zudem müssen sich die Carrier darauf einstellen, daß der Datenaustausch zwischen ihren Kunden im Zeitalter des Electronic Commerce in den nächsten Jahren rapide ansteigt. Wollen sie nicht zum Bottleneck werden, führt für sie kein Weg an ATM vorbei.

Auch das Argument, für ATM gebe es keine Nachfrage, sticht in diesem Zusammenhang nicht. Schließlich halten die Carrier, hierzulande in erster Linie die Telekom, durch ihre überzogene Preispolitik die Nachfrage selbst niedrig. Sobald die Preisstrategen der TK-Gesellschaften ATM nicht mehr als Luxusartikel tarifieren, dürften sich viele Kunden einfinden, die das schnelle Übertragungsverfahren nachfragen. Zumal immer mächtigere Applikationen und Multimedia-Daten den Hunger nach mehr Bandbreite kräftig anregen.Sascha Alexander