Nobelpreis Physik geht an IBM-Forscher

31.10.1986

RÜSCHLIKON (sg) - Zwei der drei diesjährigen Nobelpreisträger für Physik, nämlich der Schweizer Heinrich Rohrer und der Deutsche Gerd Binnig, stehen in Diensten des IBM Forschungszentrums in Rüschlikon. Dabei kann der 1933 geborene Rohrer bereis auf 23 Jahre Betriebszugehörigkeit verweisen. Binnig, Jahrgang 1947, ist seit acht Jahren für IBM tätig. Sie erhielten den Nobelpreis für das von ihnen entwickelte Raster-Tunnel-Mikroskop .

Dieses Tunnel-Mikroskop ist kein eigentliches Mikroskop. Vielmehr gründet es sich auf das Prinzip, die Struktur einer Fläche mit Hilfe einer spitzen Nadel zu studieren, die in einem bestimmten Abstand über die Fläche geführt wird. Die Einstellung der Nadel erfolgt über den sogenannten Tunneleffekt, der dem Mikroskop den Namen gibt.

Den beiden Wissenschaftlern ist es gelungen, dieses Mikroskop aufgrund der außerordentlichen Präzision der mechanischen Konstruktion zu bauen. So wurden beispielsweise

störende Vibrationen aus der Umgebung dadurch beseitigt, daß das Mikroskop auf einen Magneten gebaut wurde, der frei in einer Schale aus supraleitfähigem Blei schwebt.

Heute hat man weniger sperrige, doch ebenso effektive Vorrichtungen entwickelt, um ein stabiles und störungsfreies Aufhängen des Mikroskops zu erreichen. Eine große Anzahl Forschergruppen verwendet das Raster-Tunnel-Mikroskop in verschiedenen Wissenschaftsbereichen.

Rohrer und Binnig sind für die Entwicklung des Raster-Tunnel-Mikroskops schon einmal ausgezeichnet worden, nämlich im Februar 1984 von der Europäischen Gesellschaft für Physik mit dem Hewlett-Packard-Preis.