Robert Kolbinger

NKD-CIO sieht Modern Work als Wettbewerbsvorteil

27.01.2021
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
In der Corona-Krise haben sich Unternehmen, die agile Methoden einsetzen, bewährt. Was kommt nach der Pandemie auf uns zu? Robert Kolbinger, CIO des Textileinzelhändlers NKD, rechnet mit verschiedenen "Normalitäten".
Robert Kolbinger, CIO des Textileinzelhändlers NKD: "2021 wird es einen Wettstreit der 'Normalitäten' geben."
Robert Kolbinger, CIO des Textileinzelhändlers NKD: "2021 wird es einen Wettstreit der 'Normalitäten' geben."
Foto: NKD

Herr Kolbinger, wie ist es Ihnen im Corona-Jahr 2020 ergangen?

Robert Kolbinger: Corona hat uns gnadenlos den Spiegel vorgehalten, wie es um die Digitalisierung, den Breitbandausbau und vor allem um die digitale Kompetenz beziehungsweise den digitalen Reifegrad der Arbeitnehmer und Führungskräfte in Deutschland bestellt ist.

Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, dass die Umsetzung von "modern Work" in Bereichen, die sich bereits vor Corona mit dem Thema agile Methoden und agiles Leadership beschäftigt haben, funktioniert. Diese positiven Beispiele haben in der Krise dazu geführt, dass sich weitere Führungskräfte plötzlich mit den notwendigen Änderungen in der Führung und den Arbeitsabläufen beschäftigt haben.

Was hat Sie enttäuscht?

Kolbinger: Leider beobachte ich immer mehr Diskussionen darüber, wie man aufgrund der negativen Erfahrungen wieder in die "alte Normalität" zurückkommt. Ich würde mich freuen, wenn wir zukünftig mehr darüber diskutieren, wie man die Erfahrungen aus den positiven Beispielen und den Schwung aus der Krise nutzt, um uns in Deutschland wieder näher an die digitalen Vorreiter heranzubringen.

Wie wird sich die Arbeit 2021 verändern?

Kolbinger: Es wird einen Wettstreit der Protagonisten der verschiedenen 'Normalitäten' geben. Auf der einen Seite die Verfechter der 'alten Normalität', die sich die Situation der Arbeit vor Corona zurückwünschen. Auf der anderen Seite die 'neue Normalität' mit modernen Führungs- und Arbeitsmethoden.

Was bedeutet Corona für unsere Gesellschaft?

Kolbinger: Ich denke wir wissen alle, dass wir global an einem entscheidenden Wendepunkt hin zu einer digitalen Gesellschaft angekommen sind beziehungsweise dieser in einigen Teilen der Welt bereits überschritten ist. Die technologischen Voraussetzungen sind grundsätzlich vorhanden. Leider haben wir in Deutschland hier in den letzten Jahren den Anschluss etwas verloren. Corona hat uns hier einen Impuls gegeben, den wir nicht ungenutzt lassen sollten.

Woran denken Sie da konkret?

Kolbinger: Stellen wir uns doch die Frage, warum wir täglich Menschen tausende von Pendlerkilometer fahren lassen - mit entsprechendem CO2-Ausstoß, um dann an Systemen zu arbeiten, die an ganz anderen Orten (teilweise sogar in anderen Ländern stehen). Ich denke, wenn wir erst für solche grundlegenden Fragen moderne, auf Digitalisierung basierte Antworten gefunden haben, werden wir sicher heute noch ungeahnte Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle finden.

In welche Bereiche möchten Sie im kommenden Jahr mehr investieren?

Kolbinger: Natürlich ist auch bei uns das Thema weitere Digitalisierung ganz oben auf der Prioritätenliste. Dabei wird es 2021 vor allem darum gehen, weitere derzeit noch Papier-basierte Prozesse zu digitalisieren und damit auch unabhängig von der physischen Anwesenheit in der Zentrale zu machen.