Comet-Software wird für PC und Targon passend gestrickt:

Nixdorf will mit Quattro dreigleisig fahren

10.02.1989

PADERBORN (ujf) - Mit etlichen neuen, aber durchweg nicht sensationellen Produkten für Mittelständler, Handelsbetriebe, Versicherungen und Banken will die Nixdorf Computer AG aus ihrem derzeitigen Formtief herauskommen. Kernaussage: "Die Comet-Software ist unser Kapital." Darum sollen die von der Traditions-MDT-Maschine 8870 stammenden Programme künftig sogar für den kleinsten Laptop zu haben sein.

Das zur Zeit nicht nur von Börsianern heiß diskutierte Thema Geschäftsergebnisse war tabu auf der ersten Pressekonferenz von Nixdorf im neuen Jahr. Nur seine neue Unternehmensstruktur und neue Produkte wollte der Konzern der Öffentlichkeit vorstellen, da dies die Themen sind, für die sich nach Ansicht der Paderborner die Leser der Branchenpresse interessieren. Eine kleine Ausnahme machte Vorstandschef Klaus Luft dann doch: Er berichtete stolz, daß schon 7700 ISDN-Anlagen des Typs 8818 verkauft worden seien, und das sogar mit Gewinn. Zu einer eindeutigen Aussage über die Entwicklung des Bereichs "Compatible-Informations-Systeme" (C.I.S.) der IBM-kompatible Geräte von Comparex/Hitachi vertreibt, war Luft hingegen nicht bereit.

In den Mittelpunkt der Veranstaltung stellten die Nixdorfer ihre neu gemischte Quattro-Systemfamilie. So reicht die auf Basis der 8870 entwickelte Modellreihe (hauseigenes Betriebssystem Niros) jetzt vom kompakten Tischgerät /11 bis zum Topmodell com/bi-80, das wiederum in der gleichen Leistungsklasse liegt wie die größte Unix-Maschine des Modelljahrgangs 1989, die Targon Q/81. Als kleinere Ergänzung der Baureihe gibt es eine Targon Q/41 . Auch die jüngsten PC-Modelle laufen jetzt unter Quattro-Produktbezeichnungen: 8810 Q/ 1 (Laptop 286), Q/3 (Desktop 386), Q/5 (wie Q/3, aber mit mehr Speicherkapazität).

Hinter dem neuen Produktmarketing der Nixdorf AG steckt die Idee eine Gemeinsamkeit zwischen den verschiedenen "Hardware-Plattformen" herauszustellen - sprich: den MS-DOS- und den Unix-Maschinen sowie den Rechnern mit dem Proprietary-Betriebssystem Niros. Dazu soll "Comet"- und "Comet-Top"-Software binnen kurzer Zeit auf allen "Plattformen" verfügbar gemacht werden, ab der CeBIT beispielsweise auch auf dem Laptop. Die einst als High-End-System ins Sortiment genommene Baureihe 8890 wird in diesem Szenario überhaupt nicht mehr erwähnt; die IBM-kompatiblen Rechner wurden offensichtlich stillschweigend aufs Abstellgleis geschoben, weil sie inzwischen leistungsmäßig von den anderen Maschinen eingeholt wurden und vom Betriebssystem her kaum mehr ins Sortiment passen.

Um die neuen Produkte breiter unters Anwendervolk zu bringen, hat die Nixdorf AG einige Zielmärkte ausgeguckt, die heuer besonders intensiv beackert werden sollen. In einigen Bereichen (Handel, Banken, Industrie-Großunternehmen, Mittelständische Industriebetriebe) wurden dazu eigens Unternehmensbereichsvorstände installiert, die weitere Renommier-Anwender an Land ziehen sollen. Für den wichtigen Wachstumsmarkt Öffentliche Verwaltungen indes sind die Regionalmanager der Länder zuständig, und für die Versicherungen - vorerst offenbar in der Nähe der Banken aufgehängt - gibt es noch keinen eigenen UB. Die Nachrichtentechnik ist bei der Strukturreform außen vor geblieben - sie untersteht nach wie vor Vorstandsmitglied Horst Nasko.