US-Analysten beurteilen Fusion skeptisch

Nixdorf-Sorgen bald ein Siemens-Problem?

16.02.1990

FRAMINGHAM (IDG) - Für einige US-Marktbeobachter wirft die geplante Siemens-Nixdorf-Fusion viele Fragen auf. "Ich fürchte, von Nixdorf werden in nächchster Zeit noch einige schlechte Nachrichten zu hören sein", orakelt beispielsweise Estela Piscope, Wertpapier-Analystin bei der New Yorker BHF Securities Inc.

Frau Piscope kennt als Mitarbeiterin eines US-Ablegers der Frankfurter BHF-Bank den deutschen DV-Markt. Im Gespräch mit der amerikanischen COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation Computerworld prophezeit die New Yorkerin der Siemens AG böse Überraschungen mit Nixdorf.

Bis das Bundeskartellamt und die Europäische Kommission ihr Plazet geben, könne ein halbes Jahr vergehen - Monate der Unsicherheit und des Bangens für Nixdorf-Anwender. Denn der sieche Konzern dürfte, so weiß sich die Analystin mit anderen Nixdorf-Kunden einig, diesen Raum kaum ohne weitere gravierende Schäden überstehen.

Amerikanischen Marktkennern gibt zudem die bisherige Konzeptionslosigkeit der beiden deutschen DV-Größen zu denken. Zu viele Fragen, so die überwiegende Meinung, bleiben offen - sowohl, was die Verschmelzung der beiden Unternehmenskulturen angeht, als auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation der gesamten Branche. "Die Industrie befindet sich am Anfang einer zyklisch auftretenden wirtschaftlichen Flaute. Zu diesem Zeitpunkt eine Akquisition solchen Ausmaßes zu riskieren, könnte ein schwerer und kostspieliger Fehler von Siemens sein", so Frau Piscope.

Eine Reihe von Anwendern, darunter Karen D'Agostino, die Leiterin der Software-Entwicklung bei Nordstrom's Department Store in Seattle/Washington, bangen um die Unterstützung der Nixdorf-Produktpalette. "Eine Akquisition", so Frau D'Agostino, "die zwar Nixdorf rettet, bei der aber Teile der hauseigenen Produktlinie ausrangiert werden, um Redundanzen mit Siemens-Produkten zu vermeiden, wäre eine schlechte Nachricht für uns."