Im Sparkassen-Rechnernetz herrscht Verträglichkeit:

Nixdorf sammelt für IBM-Zentrale

16.02.1979

MAINZ - Während der Trend zu größeren und für das einzelne Institut wirtschaftlicher arbeitenden Buchungs- und Rechenzentralen bei bundesdeutschen Sparkassen unvermindert anhält, nimmt die Zahl der ohne Verbindung zu einem flächendeckenden Verbundsystem organisierten Geldinstitute ständig ab: Im Jahre 1977 arbeiteten für die deutschen Sparkassen-Organisationen insgesamt 52 Gemeinschafts-Rechenzentren, denen 527 Sparkassen angeschlossen waren. Nur noch 105 Sparkassen waren Einzelanwender. Inzwischen dürfte sich diese Zahl weiter zugunsten der Rechenzentren verschoben haben. Seit einigen Jahren findet auch im Bereich der Rheinland-Pfälzischen Sparkassen ein datentechnischer Konzentrationsprozeß statt, der in der ersten Ausbaustufe eine durchgehende Online-Organisation für 16 Institute mit mehr als 400 Zweigstellen bedeutet.

Federführend in diesem Bereich ist das Sparkassen-Rechenzentrum Mainz (SRM), "Wir haben uns in der Anfangsphase entschlossen, andere Netzwerk-Konzepte, die bei flächendeckenden Rechenzentren in der Bundesrepublik arbeiten, zu untersuchen" erläutert Rechenzentrums-Leiter Jürgen Bremer. So wurden die Konzepte der BBS (Bayerische Buchungsgemeinschaft der Sparkassen. München), der BWS (Buchungszentrale Westfälisch-Lippischer Sparkassen Münster) und des SRZ (Sparkassen-Rechenzentrum Rheinland, Düsseldorf) analysiert. Zudem wurden Gespräche mit dem Saarländischen Rechenzentrum geführt.

Aus diesen Analysen wurden die Vor- und Nachteile einzelner Konzepte herausgearbeitet und auf eine eventuelle Übertragbarkeit für das SRM geprüft.

Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten des Konzeptes des SRZ (Düsseldorf), so daß bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 1977 mit der Einarbeitung der SRM-Mitarbeiter begonnen werden konnte. Ende 1977 wurden die ersten Testläufe mit Echtdaten durchgeführt und im Februar 1978 konnte das erste Institut - die Sparkasse Koblenz- mit dem Sparverkehr auf das neue System übernommen werden.

IBM-Nixdorf-Kommunikation

Anschließend wurde die Anwendung zügig ausgebaut: ab Mai 1978 kamen weitere Institute hinzu und bereits Ende Oktober 1978 waren die wesentlichen Geschäftsgebiete von 13 Sparkassen auf dem SRM-Rechner implementiert. Das Sparkassen-Rechenzentrum Mainz wird - gerätetechnisch und organisatorisch - gemeinsam mit dem Rechenzentrum der Rheinland-Pfälzischen Landesbank betrieben. In der Anfangsphase wurde lediglich ein System IBM /370-158 eingesetzt, auf dem die Testläufe durchgeführt und auch die erste Sparkasse im Echtlauf bearbeitet wurde. Im April 1978 bekam das SRM einen eigenen Großrechner - ebenfalls ein System IBM /370-158. Die Auslegung als Doppelsystem hat sich bewährt. da jedes System Back-up-Funktion übernehmen kann.

Von den 16 Rheinland-Pfälzischen Sparkassen sind bereits 14 Institute über eine oder mehrere Datenleitungen an das Rechenzentrum angeschlossen; kleinere Institute über 4800 Baud-, die übrigen über 9600 Baud-Leitungen. Die dezentrale Datenverarbeitungs-Konfiguration basiert in erster Linie auf Nixdorf-Terminals 8864 (auf Hauptstellen-Ebene) und Online-Schalterplätzen (auf Zweigstellen-Ebene). Daneben ist ein Teil der Sparkassen mit IBM-Dialogstationen ausgestattet. Insgesamt arbeiten in den 14 Geldinstituten 25 Terminal-Zentraleinheiten und rund 250 Dialogstationen; zudem sind in einigen Hauptstellen Datensammelsysteme vom Typ Nixdorf 620 installiert (vergleiche Konfigurationsübersicht).

Das gesamte (Nixdorf-) lnvestitionsvolumen beläuft sich auf über zwölf Millionen Mark Echt "im Dialog" arbeiten bisher die Institute in Koblenz, Mainz. Alzey und Neuwied Alle anderen Sparkassen arbeiten (noch) im Remote-Batch-Betrieb, im Laufe des ersten Halbjahres 1979 sollen jedoch alle übrigen Institute in das Online-System integriert werden. Die im Remote-Batch-Betrieb arbeitenden Sparkassen erfassen ihre Daten über das Datensammelsystem, übermitteln sie den Großrechnern in Mainz und erhalten die verarbeiteten, ausgewerteten und verdichteten Informationen auf die Terminal-Zentraleinheiten zurück. Von diesen Systemen wird anschließend der Ausdruck uber

die Zeilendrucker gesteuert (siehe Abbildung).

Online bis zum Schalterplatz

Ein Dialog-Schalterplatz auf Zweigstellen-Ebene besteht in der Regel aus einem Sparbuchdrucker mit Tastatur Zweigstellen mit einem starken Sortengeschäft erhalten zusätzlich einen Arbeits-Bildschirm. Auch die Zweigstellen-Schalterarbeitsplätze sind per Standleitung mit den Terminal-Zentraleinheiten verbunden. Im Endausbau werden alle Sparkassen im Dialog arbeiten wobei jedoch kleinste Zweigstellen nicht online integriert werden brauchen. Die Grenze für einen Online-Anschluß durfte "bei einem Mengengerüst von 150 Kassenposten pro Zweigstelle liegen". meint RZ-Leiter Jürgen Bremer.

Die Mitarbeiter in den Zweigstellen empfinden es als vorteilhaft, daß auch bei einem Ausfall der Terminal-Zentraleinheiten - oder der Standleitungen - weitergearbeitet werden kann. In diesem Fall können verschiedene Grundfunktionen aufrecht erhalten werden. ohne daß es zu einer Störung des Arbeits- und Kassenablaufs kommt Nach dem Wiederanlauf müssen die inzwischen angefallenen Geschaftsvorfälle nachträglich eingegeben werden In dem auf Sicherheit ausgelegten System besteht zudem die Möglichkeit, zum Beispiel bei einem Ausfall der Großrechner in Mainz auf Haupt- und Zweigstellen-Ebene - unter Steuerung der Terminal-Zentraleinheiten - weiterzuarbeiten

(freilich ohne Direktzugriff auf die Bestände).

Walter Lönneker ist freier EDV-Fachjournalist