Ausländische DV-Anbieter haben es in Skandinavien nicht leicht

Nixdorf faßt im hohen Norden Fuß

08.04.1983

MÜNCHEN (ih) - Ausländischen Anbietern bereiten die Eigentümlichkeiten des skandinavischen DV-Marktes häufig Probleme. Deshalb tat sich die Nixdorf Computer AG mit einem einheimischen Vertriebspartner zusammen. Über die Aktivitäten der Paderborner berichtet Poul Wendeboe. skandinavischer Regional-Manager von Nixdorf.

Der skandinavische Computermarkt ist durch eine Reihe von Faktoren beeinflußt, die sich von anderen Märkten stark unterscheiden und außerskandinavischen Anbietern entsprechende Schwierigkeiten bereiten.

Die ausländischen Anbieter berücksichtigen nämlich nicht die psychologischen Unterschiede zwischen Dänen, Schweden und Norwegen. Hinzu kommt, daß die Probleme im Bereich des technischen Kundendienstes stark differieren, weil Dänemark relativ klein und homogen ist, die Länder Norwegen und Schweden hingegen groß und heterogen.

Harter Wettbewerb

Steigende Löhne und Kosten, kombiniert mit hartem Wettbewerb, machen es den Anbietern oft schwer, profitabel zu arbeiten. Darüber hinaus bewirken die hohen Kosten und Zinsen, daß viele kleine Anwender zunächst einmal versuchen, Mini-Systeme zu installieren, um so zumindest eine Arbeitskraft einzusparen.

Ein anderes Ergebnis der gewaltigen Personalkosten ist der hohe Entwicklungsstand des Selbstbedienungssektors, besonders im Handel und im Bankensektor.

Bei Betrachtung des skandinavischen Marktes spielt der anwendende Mensch die entscheidende Rolle. Daraus folgen hohe Anforderungen an die Ergonomie, so an die akustischen und optischen Eigenschaften der Terminals. Weil der einzelne Mensch einen solch hohen Stellenwert besitzt, wird versucht, ihm Computerleistung "vor Ort" anzubieten, also Dezentralisation praktiziert an Stelle von zentraler Verarbeitung. Viele Nicht-Skandinavier haben gerade mit dieser Eigenart des Marktes Schwierigkeiten.

Ergonomie im Vordergrund

Die Nixdorf Computer AG hat für viele Jahre mit einem einheimischen Vertriebspartner, Logatron, in Skandinavien zusammengearbeitet. Logatron hat sich dabei hauptsächlich auf den Vertrieb von Nixdorf-8870-Systemen, POS-Systemen und Datenerfassungs- und Vorverarbeitungs-Systemen beschränkt.

Seit August 1982 hat Nixdorf daneben eigene Tochtergesellschaften in den drei Märkten installiert, die das gesamte Produktspektrum des Unternehmens anbieten. Logatron vertreibt daneben 8870- und POS-Systeme in Dänemark und Norwegen.

Die Erfahrung aus der vieljährigen Zusammenarbeit mit dem Vertriebspartner Logatron kommt dabei den Nixdorf-Tochtergesellschaften zugute, genauso wie die Tatsache, daß das Mutterunternehmen nur wenige Autostunden südlich der Skandinavien-Zentrale Kopenhagen seinen Sitz hat.

Stark im Bankenbereich

Schon in diesem Jahr wollen die Paderborner unter eigener Flagge in Skandinavien mit rund 150 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Dänenkronen erreichen. Vor allem im Bankenbereich will sich das deutsche Unternehmen stark machen.

Ein weiterer interessanter Bereich ist der Mainframe-Sektor, wo die klare Tendenz zum Einsatz von kompatiblen Systemen herrscht. Nixdorf wird deshalb auch sein 8890-Informationsverarbeitungs-System einführen, das bisher schon in anderen Märkten Europas und in Übersee erfolgreich vertrieben wird.

Esso bei Tankstellen am Drücker

Entsprechend der skandinavischen Neigung zur Dezentralisation herrscht auch Interesse an NixdorfNetzwerk-Systemen. So haben große internationale Unternehmen wie Bayer und Chevron in ihren skandinavischen Töchtern schon 8860-Anlagen in Betrieb.

Im Bereich des Mittelstandes mit seinem lohnkostenbedingten Zwang zur Rationalisierung bietet das Unternehmen seine dialogorientierten 8870-Systeme an. Wichtig dabei ist, daß das bekannte Softwarepaket Comet nun in eigenen Versionen für die drei Länder der Region verfügbar ist.

Im Handel bedingen harter Wettbewerb, hohe Personal- und Zinskosten eine strenge Kontrolle von Bestand und Gewinn. Dem trägt Nixdorf mit seinen 8862-Systemen Rechnung, die in zahlreichen Supermärkten installiert sind.

Im Bereich Handel spielt das POS-Banksystem, bei dem die Computerkasse direkt mit dem Computersystem einer Bank verbunden ist, eine große Rolle. Der Kunde zahlt mit Kreditkarte, und der Betrag wird direkt dem Geschäft gutgeschrieben. Esso hat in Norwegen eine solche Installation an einer Tankstelle. Der bisherige Erfolg hat das Unternehmen bewogen, jetzt eine große Zahl von Tankstellen damit auszurüsten.