Diskussion um Postminister und Kabelgesellschaft hält an:

Nixdorf-Anteil an PKK jetzt 20 Prozent

03.12.1982

BONN/WIESBADEN/PADERBORN - Über Ihre jüngste Unternehmensbeteiligung dürfte die Nixdorf Computer AG, Paderborn, bisher wenig erfreut sein. Die Projektgesellschaft für Kabelkommunikation (PKK) In Wiesbaden, an der die Paderborner seit der vergangenen Woche einen 20-Prozent-Anteil halten, ist in die Schußlinie von Presse und Opposition geraten. Im Mittelpunkt steht dabei der Ex-PKK-Gesellschafter und jetzige Postminister Schwarz-Schilling, dessen 50000-Mark-Beteiligung Nixdorf kurz vor dem Regierungswechsel übernahm (siehe auch CW Nr. 47/82 vom 19. November, Seite 1).

Das Engagement des Computerbauers an einer Projektgemeinschaft, die sich vornehmlich um die Zulassung als privater Netzträger für die geplanten Breitbandverteilnetze bemüht, nahm sich von Anfang an ein wenig merkwürdig aus. Nach einer Erhöhung des PKK-Stammkapitals von 500000 Mark auf rund 1,2 Millionen hält Nixdorf jetzt nach Angaben von PKK-Geschäftsführer Peter Ramp mit rund 20 Prozent den höchsten Gesellschaftsanteil.

Offiziell heißt es dazu in einer Stellungnahme der Paderborner gegenüber der COMPUTERWOCHE: "Zielsetzung von Nixdorf ist dabei, zum einen auf dem Gebiet der Breitbandtechnologie - Übertragung von Daten, Text, Sprache, Bildern und Grafik - zusätzliche Erfahrungen zu sammeln und sich zum anderen als Hersteller informationsverarbeiten- der Systeme für den breiten Einsatz künftiger Kommunikationstechnologien praxisnah vorzubereiten." Mit der PKK sei man im übrigen bereits seit 1981 wegen einer möglichen Beteiligung im Gespräch gewesen.

Hinter den Kulissen wird allerdings noch eine andere Version kolportiert: Nixdorf habe sich vor allem deswegen an der Kabelgesellschaft beteiligt, um endlich besser ins Geschäft mit der Bundespost zu kommen und in die Phalanx der etablierten "Amtsbaufirmen" einzubrechen. Vor diesem Hintergrund - so vermuten Insider - sei auch die schnelle Bereitschaft der Paderborner zu werten, ungeachtet der laufenden Beteiligungsverhandlungen dem PKK-Gründungsmitglied Schwarz-Schilling zu helfen.

Wenige Tage vor seinem Amtsantritt hatte der designierte Postminister in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Büdinger Accumulatorenfabrik Sonnenschein, der Firma seiner Frau, den 50000-Mark-Anteil an der PKK verkauft. Von den zehn Bewerbern hatte nach Schwarz-Schillings Erklärung schließlich Nixdorf den Zuschlag erhalten. Die Transaktion begründete er damit, daß er von vorneherein einer "möglichen Interessenkollision" vorbeugen wollte.

Nach dem jetzigen Stand der Dinge sieht es allerdings danach aus, daß sich der Minister weiteren kritischen Fragen der Opposition zum Thema "PKK" stellen muß. Die SPD zeigt sich nicht nur imitiert darüber, daß Schwarz-Schilling als Vorsitzender der Enquete-Kommission "Neue Informationstechniken" seine Beteiligung an der PKK verschwiegen habe. Sie wundert sich auch, daß die Kommission schriftliche Stellungnahmen von drei Sachverständigen erhalten hat, die ebenfalls PKK-Gesellschafter sind.