Paderborner DV-Konzern will in seine Zukunft finanzieren:

Nixdorf-Aktie mit 380 Mark plaziert

01.06.1984

PADERBORN (CW) - Der Schleier des Geheimnisses Ist gelüftet, das Spekulieren hat ein Ende: 380 Mark wird die lang angekündigte Nixdorf-Aktie kosten. Ein Preis, den Vorstandsvorsitzender Heinz Nixdorf "als fair und ausgewogen" bezeichnete. Dr. Herbert Zapp vom Vorstand der Deutschen Bank AG rechnet fest mit einer starken Überzeichnung des Papiers, dessen Verkauf am 4. Juni beginnt.

Daß Nixdorf seine Wachstumsziele in den vergangenen Jahren realisieren konnte, ist hinreichend bekannt. Ob die den Verkauf der Aktien durchaus fördernden rosigen Zukunftsprognosen wirklich eintreffen, sehen Insider jedoch unter gewissem Vorbehalt.

So meinen Marktanalysten, daß sich der Konzern augenblicklich in einer Orientierungsphase befinde und unter Berücksichtigung der derzeitigen Produktpalette erst noch beweisen müsse, ob er die in ihn gesetzten Hoffnungen erfülle. Nicht zuletzt die immer kürzer werdenden Ankündigungs-Intervalle neuer Geräteentwicklungen zwingen Nixdorf zu verstärkten Investitionen und aktiver Entwicklungsarbeit. Das Schicksal Nixdorfs teilen gewiß alle mittleren DV-Anbieter, wobei es vor allem gilt die traditionelle Produktpalette durch leistungsfähige Mikros zu ersetzen. Ob es den Paderbornern mit den kleinen Kraftzwergen indes gelingen wird, einen künftigen Angebotsschwerpunkt herauszuarbeiten, der den gleichen Umsatz wie die MDT-Produkte 18870) erzielt, bleibt abzuwarten.

Mit der Plazierung der Aktien erhält Nixdorf einen Mittelzufluß von 555 Millionen Mark, womit sich das Eigenkapital auf 1,35 Milliarden Mark erhöht. Die stimmrechtslosen Vorzugsaktien sind mit einer Dividende von acht Prozent ausgestattet. Zum Zeitpunkt des ersten Notierungstages an der Börse, 12. Juni, werden inklusive der von den Mitarbeitern gehaltenen Belegschaftsaktien 27 Prozent des Grundkapitals breit gestreut sein. Die Eigenkapitalsteigerung soll primär in wachstumsweisende Entwicklungen investiert werden. Dazu gehören laut Nixdorf "Arbeitsplatz-Computer für kleine und mittlere Unternehmen". Ein besonderes Schwergewicht wollen die Westfalen auf anwenderorientierte Lösungen im Bereich digitaler Technik legen. In Paderborn sei man bemüht, so Heinz Nixdorf, langfristig zu denken.

In dem Emissionsvolumen ist die gegenwärtige Beteiligung der Deutschen Bank an Nixdorf enthalten. Die Großbank hat die Federführung des den Verkauf organisierenden Konsortiums übernommen. Ihr Vorstandsmitglied Zapp erklärte, der Markt werde bereit sein, trotz der großen Emissionen in jüngster Zeit, ein Technologiepapier von der Qualität Nixdorfs aufzunehmen. Darüber hinaus wirke die Aktie werbewirksam und verkaufsfördernd für den deutschen Konzern, der seine Aktivitäten auch in Singapur verstärken will. Bei der Zeichnung werde man sich, so Zapp, auf den inländischen Markt konzentrieren, wolle aber auch ausländischen Interessenten Möglichkeiten zum Kauf geben.