TI und Motorola aus der Spitzengruppe verdrängt:

Nippon-Chips dominieren den Weltmarkt

06.02.1987

SAN JOSE/TOKIO (CW) - Zum ersten Mal in der Geschichte der Halbleiterindustrie steht im internationalen Wettbewerb kein amerikanisches Unternehmen mehr auf dem Siegerpodest. Der starke Yen hievte Hitachi und Toshiba auf die Ränge zwei und drei - hinter Marktführer NEC.

Ihre Dominanz in der von Dataquest ermittelten Weltrangliste verdanken die Mitglieder der sogenannten Nippon Inc. allerdings weniger ihrer Umsatzsteigerung im Jahr 1986 als dem fast 40prozentigen Wertzuwachs des Yen im Verhältnis zur US-Währung. Denn die Marktforscher des Dataquest-Instituts, das seit dem letzten Jahr zu Dun & Bradstreet gehört, legen ihren Statistiken nur Dollar-Umsätze zugrunde. In Landeswährung legten die Japaner nur 0,2 Prozent zu, die Amerikaner jedoch 6,4 Prozent.

Im Export mußten die fernöstlichen Halbleitergiganten sogar einen Einnahmerückgang wegstecken. Das Minus von etwa acht Prozent nahmen einige von ihnen freilich bewußt in Kauf, um die Konkurrenz auszustechen. Diese Praxis trug den Tokioter Konzernen den Vorwurf des Dumping und die erbitterte Gegnerschaft des amerikanischen Außenhandelsbeauftragten Clayton Yeutter ein.

Der Konflikt mit Uncle Sam sorgt jedoch dafür, daß japanische Kunden verstärkt heimische Produkte kauften. So stieg der Marktanteil der Nippon-Chips im Inlandsgeschäft 1986 von knapp 73 auf 75,5 Prozent. Die Scharten aus dem unprofitabler werdenden US-Geschäft wurden ausgewetzt.

Auf dem europäischen Markt bekommen die internationalen Spitzenreiter der Halbleiterindustrie bisher kein Bein auf die Erde. Die drei Marktführer - NEC, Hitachi und Toshiba - setzten 1986 in der Alten Welt zusammen nur 468 Millionen Dollar um, davon 426 mit integrierten Schaltkreisen. Das bedeutet für die Nummer eins der Branche den zehnten Platz in Europa die beiden nächstplazierten Japaner landeten auf den Rängen 13 und 14.

Nicht nur die Lokalmatadore Philips und Siemens sowie die US-Riesen Tl, Motorola und Natsemi haben hier einen gewaltigen Vorsprung vor der Nippon Inc., sondern sogar Intel, der Verlierer des Jahres: Unter den zehn größten Prozessorherstellern der Welt ist der IBM-Zulieferant das einzige Unternehmen mit einem realen Dollar-Umsatzrückgang. Der Grund dafür liegt offenbar in der starken Abhängigkeit von der iAPX86-Poduktreihe, deren Preise 1986 in den Keller gingen. Da half auch der neue 80386 nicht mehr.