Sportartikelproduzent beklagt Supply-Chain-Probleme

Nike gibt i2 Mitschuld an Einbußen

09.03.2001
MÜNCHEN (CW/IDG) - Nike Inc., Beaverton, Oregon, hat im vergangenen Quartal weit weniger Sportschuhe verkauft als erhofft. CEO Philip Knight kreidet den Umsatzausfall und einen unerwartet schwachen Profit dem neuen System für Bedarfs- und Supply-Chain-Planung an, das auf Software von i2 Technologies basiert.

Die i2-Software ist Teil eines 400 Millionen Dollar teuren Projekts, für das Nike auch die Anbieter SAP (betriebswirtschaftliche Standardsoftware) und Siebel (Werkzeuge zum Kunden-Management) ins Boot holte. Während die Bekleidungs-Division des Sportartikelherstellers den Supply-Chain-Management-Produkten von Manugistics den Vorzug gab, entschied sich der Schuhbereich für eine i2-basierende Absatzplanung und Lieferkettenorganisation.

Mit der Implementierung der i2-Software begann die Schuh-Division, die 57 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt, im Sommer des vergangenen Jahres. Ein knappes Dreivierteljahr später klagte Nike-Chef Knight nun über "Komplikationen" mit dem neuen Supply-Chain-Management-Werkzeugen: Aufgrund der Implementierung des Systems sei es sowohl zu Produktverknappungen als auch zu Überbeständen gekommen. Für einen Anbieter von Konsumgütern ist beides fatal; im einen Fall tendieren die Abnehmer zum Storno, im anderen geben die Preise nach.

Solche Probleme führte das Unternehmen denn auch als Begründung an, als es Ende Februar eine Gewinnwarnung veröffentlichte. Es teilte den Anlegern und Analysten mit, sein Gewinn werde um mehr als ein Viertel hinter den Erwartungen zurückbleiben, also statt 53 Cent höchstens 38 Cent pro Aktie betragen. Nach der Ankündigung rutschte nicht nur der Nike-Kurs um ein Fünftel ab; auch der Wert der i2-Papiere sank um beinahe 25 Prozent.

Analysten zeigten sich allerdings wenig beeindruckt. Übereinstimmend nannten sie die Reaktion der Börse "übertrieben". Wie Nike selbst einräumte, ließ sich das unbefriedigende Quartalsergebnis zum Teil auch auf die schlechte Gesamtlage am US-Markt für Sportschuhe zurückführen. Einige Marktbeobachter deuteten zudem an, dass Nike Fehler bei der Einführung und Handhabung der i2-Software unterlaufen seien - bis hin zur mangelhaften Dateneingabe.

Das Tischtuch ist noch ganz

Nach Angaben einer i2-Sprecherin wussten sowohl der Softwareanbieter als auch sein Kunde "von Anfang an", dass die Implementierung "nicht leicht werden würde", da sie Anpassungen an vorhandene Systeme und spezielle Anforderungen des Anwenders einschloss. Wie Tom Harwick, Research Director für Supply-Chain-Management beim Marktforschungsunternehmen Giga Information Group, betonte, ist bei einem solchen System eine saubere Implementierung extrem wichtig. Da die i2-Produkte vielerorts korrekt funktionierten, müsse die Frage erlaubt sein, ob das Problem vielleicht auf der Implementierungsseite liege.

Erfolgreiche i2-Installationen haben unter anderen der PC-Anbieter Dell und der Baumaschinenproduzent Caterpillar vorzuweisen. Auch zwischen Nike und i2 ist das Tischtuch offenbar noch nicht zerschnitten. Knight äußerte die Überzeugung, dass Nike und i2 die Implementierung in den Griff bekommen "und dass wir auf längere Sicht signifikante finanzielle und organisatorische Vorteile aus unserer globalen Initiative ziehen werden".