Viel weniger Bewerber als im vergangenen Jahr

Niemand kennt den "Deutschen Internet-Preis"

27.04.2001
MÜNCHEN (CW) - Deutlich weniger Teilnehmer als im Vorjahr, kaum Medienresonanz und ein allgemein niedriger Bekanntheitsgrad - so lässt sich der Deutsche Internet-Preis charakterisieren. Für Veranstalter und Sponsoren eine unbefriedigende Situation.

Hinter dem Deutschen Internet-Preis (DIP) stehen renommierte Namen: Ausgelobt wird der DIP vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Mit der Umsetzung beauftragt ist der "Projektträger Multimedia des BMWi", das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. in Köln. Und auch die Sponsoren sind keine Unbekannten: Bertelsmann Media Systems, die Deutsche Telekom, Ision Internet, Net AG und Plenum stellten heuer die Preisgelder bereit - 100000 Mark für jeden der drei Gewinner. Mit dem DIP sollen herausragende mittelständische E-Commerce-Projekte ausgezeichnet werden. Das Thema für den DIP 2001: "E-Logistikprozesse im Mittelstand".

Trotz der hohen Gewinnsumme blieb die Resonanz auf den DIP 2001 weit hinter den Erwartungen zurück. Nur 125 Bewerbungen lagen der Jury zur Beurteilung vor. Dabei waren es im letzten Jahr fast 600 Projekte, die um die Auszeichnungen konkurrierten. Für Veranstalter und Sponsoren ist der Teilnehmerrückgang eine Enttäuschung.

Doch nicht nur der sehr kleine Bewerberkreis macht den Ausrichtern Sorgen. Auch um die Bekanntheit des DIP scheint es nicht gut bestellt. Ein Preis, den keiner kennt? Für Bernd Schlemmer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist der geringe Bekanntheitsgrad unverständlich: "Wir haben entsprechende Informationen an einige tausend Medien verschickt. Unter anderem hat das ZDF in der Sendung WISO darüber berichtet. Und auf unserer Website registrierten wir während der Ausschreibungsphase rund 10000 Klicks."

Ganz anders sieht das Heiner Andexer, Vorstandsmitglied der Plenum AG. Zu wenig Marketing und PR lautet sein Vorwurf an die Veranstalter: "Ich empfinde die ganze Marketing-Wirkung um diesen Preis als viel zu gering. Das Marketing sollte deutlich mehr unterstützt werden." Dabei zielt Andexer nicht nur auf die schwache Resonanz in den Medien ab: "Es sind auch kaum neue Sponsoren hinzugekommen." Ob Plenum sich weiterhin als Sponsor engagiert, ist laut Andexer noch nicht sicher.

Doch vielleicht liegt der Grund für das mangelnde Interesse am DIP auch daran, dass der Mittelstand in Sachen E-Commerce noch Nachholbedarf hat. Laut Schlemmer waren über 15 Prozent der Bewerbungen ungenügend und verdienten teilweise nicht einmal das Prädikat "E-Commerce". Elektronischer Handel scheint bei vielen Mittelständlern eher eine Vision als Realität zu sein.