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Niederlande: Ermittlungen wegen explodierender Handys

09.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das ging buchstäblich in die Hose: In den Niederlanden verbrannte sich ein Angestellte eines Supermarktes das Bein, als sein Nokia-Handy in der Hosentasche explodierte. Bei einem ähnlichen Fall - ebenfalls in den Niederlanden - hatte sich im August eine Frau verletzt, als ihr Mobiltelefon in ihrer Hand explodierte.

Birgit Opladen, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Nokia GmbH in Düsseldorf, betonte gegenüber CW online, in den genannten Fällen sei nach ihren Informationen in den Geräten kein Originalzubehör - also keine Nokia-Akkus - eingesetzt worden. Zudem seien ihr nur ganz wenige Fälle bekannt, in denen es zu derartigen Problemen gekommen sei. Sie wisse von einem Vorfall in Schweden und nun denjenigen in Holland. Ein weiterer Fall, bei dem das Nokia-Handy eines Schülers sich extrem überhitzte, wird aus Norwegen berichtet.

Nokia, so Opladen weiter, beauftrage überall in der Welt Zulieferer von Zubehörteilen wie Akkus. Diese müssten nach strengen Qualitätsvorschriften des finnischen Herstellers produzieren. Opladen wollte allerdings nicht sagen, wo die Produzenten herkommen. Sie wies darauf hin, heute in Handys zum Einsatz kommende Lithium-Ionen-Akkus verfügten über so "intelligente" Lademechanismen, dass diese "Technik solche Probleme gar nicht zulässt".

Im Fall des Niederländers, dessen Handy in seiner Hose explodierte, scheint allerdings nur Originalzubehör zur Anwendung gelangt sein.Juliette Oolders von der holländischen Verbraucherorganisation Consumentenbond sagte, ihr Landsmann habe in seinem Mobiltelefon nur Originalteile verwendet. Opladen konnte hierzu keine Angaben machen. In Fällen wie diesem werde ein Handy sofort an untersuchende Behörden übergeben. Nokia könne somit zu den Oolders-Aussagen keine Stellungnahme abgeben.

Wie Nokia hatte auch Siemens im September vor gefälschten Akkus gewarnt. Hierbei handle es sich um technisch minderwertige Produkte, die zum Teil nicht gefeit seien vor Überladungen. Ein Siemens-Sprecher sagte, dies könne im Extremfall dazu führen, dass Handys explodieren: "Dies kann zu erheblichen Gesundheitsschäden führen". Ein Nokia-Sprecher sagte, seit Dezember 2002 könne man feststellen, dass zunehmend Akkus von so genannten Drittherstellern auf den Markt gelangten und auch im Web angeboten würden. Die oft nicht mit einem Überladeschutz ausgerüsteten Akkus würden zum Mindesten so viel Hitze entwickeln, dass das Handy-Gehäuse schmelzen kann.

Auch der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) hatte schon früher vor gefälschten Handy-Akkus gewarnt. Handy-Benutzer, die nicht lizenzierte Billig-Akkus als Schnäppchen vom Flohmarkt mitbrächten oder bei Billiganbietern im Internet ordern, würden ein hohes Risiko eingehen. Beim VDE, so der Verband weiter, mehrten sich Berichte über Unfälle, die von gefälschten Batterie-Packs aus dem asiatischen Raum ausgehen. Zurückhaltend äußerte sich die "Stiftung Warentest". Bernd Schwencke, Leiter der für Handys zuständigen Testabteilung, sagte, Mobiltelefone würden nur extrem selten explodieren. Ihm sei solch ein Fall noch nicht bekannt geworden. (jm)