Niederlaendischer Tool-Anbieter bleibt selbstaendig Unisys sucht Client-Server-Heil in einer Software-Akquisition

17.02.1995

MUENCHEN (qua) - Als selbstaendiges Unternehmen will die Unisys Corp., Blue Bell, Pennsylvania, den neuerworbenen Software- Entwicklungs-Spezialisten Topsystems weiterfuehren. In der "Financial Times" vom 13. Februar 1995 zeigt der um Client-Server- Reputation bemuehte Hardwareriese ganzseitig die Geburt einer Software- und Servicetochter an, die er allerdings auf den Namen "Usoft" umgetauft hat.

Fuer die Erstausstattung des Unisys-Babies ist gesorgt: Die Mutter will 50 Millionen Dollar lockermachen, um dem aus den Niederlanden stammenden Newcomer den Weg in den heissumkaempften internationalen Markt fuer Client-Server-Werkzeuge zu ebnen. Dort muss Usoft unter anderen mit Softwaregiganten wie Microsoft, Sybase und Compuware konkurrieren. Nach Informationen der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" liegt der Umsatz-Forecast fuer das erste Jahr bei 30 Millionen Dollar.

Topsystems war bislang vor allem mit Datenbankberatung im Oracle- und Sybase-Umfeld sowie mit dem Entwicklungssystem "Topwindows" in Erscheinung getreten. Das Toolset unterstuetzt die Client-Systeme Windows 3.1, Windows NT und X-Window. Auf der Server-Seite laeuft es auf Unix-Rechnern von Hewlett-Packard, Sun Microsystems, IBM und AT&T GIS sowie auf den VAX-Systemen von Digital Equipment und den Grossrechnern von Unisys.

In Umkehrung des vieldiskutierten Schlagworts bezeichnet Unisoft den Usoft-Ansatz als "Server-Client-Computing". Im Mittelpunkt dieses Konzepts stehe eine Server-basierte Entwicklungsdatenbank (Repository), die alle notwendigen Informationen fuer die Modellierung und das Management von Geschaeftsvorgaengen enthalte. Aus diesen Daten sollen sich objektorientierte und damit relativ leicht aenderbare Anwendungen generieren lassen. Laut Unisys ist das Entwicklungssystem weltweit bei 250 Kunden im Einsatz.

Vor allem durch seinen Server-zentrierten Ansatz unterscheidet sich der - mittlerweile in "Usoft Developer" umgetaufte - Werkzeugkasten beispielsweise von Microsofts "Visual Basic" sowie den seit kurzem zum Sybase-Portfolio gehoerenden "Powerbuilder"- Werkzeugen. Wie der Anbieter erlaeutert, erzeugt das Produkt automatisch Datenbankstrukturen und -formate, ja sogar Trigger, Stored Procedures und SQL-Statements, wodurch die Datenintegritaet auch bei komplexen Systemen gewaehrleistet bleibe. Als Datenbank- Management-Systeme kommen in erster Linie Sybase, Oracle, Informix, CA-Ingres und Red Brick in Frage.

Usoft geht mit 165 Mitarbeitern an den Start. Firmensitz ist Brisbane, Kalifornien. Neben einer niederlaendischen und einer britischen sind auch eine kanadische und eine deutsche Niederlassung geplant. An die Spitze wurde der Oracle-erfahrene Vertriebs- und Marketing-Manager Michael Seashols berufen. Max ten Dam, President und Mitbegruender von Topsystems, leitet das Europageschaeft. Fuer die US-Umsaetze zeichnet Scott Koppang verantwortlich, der seinerzeit massgeblich an der Gruendung des Konkurrenzunternehmens Uniface Corp. beteiligt war.