HP-Deutschlandchef Smid im CW-Interview

"Nichts wird sich ändern"

20.12.2011

"An HP kommt keiner vorbei"

CW: HP hat sehr vorsichtige Prognosen für das kommende Geschäftsjahr abgegeben und insbesondere im Produktbereich nicht ganz die Erwartungen erfüllt.

Smid: Wir haben unsere Umsatzerwartung für das Geschäftsjahr um eine Milliarde Dollar zurückgenommen auf 127,5 Milliarden Dollar. Man sollte das nicht zu eindimensional sehen. Bei einem Hightech-Unternehmen wird immer zuerst auf das Wachstum geschaut. Hier gab es etwa im zweiten Quartal die Kritik, dass Servicegeschäft sei nur mit einem Prozent gewachsen. Im dritten Quartal haben wir es um vier Prozent steigern können, die Profitabilität hat aber etwas gelitten. Das ist normal, denn auch in so einem Geschäft muss man Innovation zeigen, also investieren.

Sehen Sie sich das Softwaregeschäft an: Da sind wir im dritten Quartal erheblich gewachsen. Wir sind weit davon entfernt, unsere Ziele nicht zu erreichen. Und wenn Sie sich zudem das Wachstum bei Infrastrukturthemen ansehen und sich hier etwa auch die deutschen Marktanteile ansehen, dann werden Sie sehen, dass an HP keiner vorbei kommt.

Wichtig ist auch, dass wir die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um zehn Prozent angehoben haben. Und es wurden auch Personalentscheidungen getroffen, nachdem es Diskussionen über die Stimmung im Unternehmen gab. Man sollte also nicht nur die reinen Zahlen sehen, sondern auch darauf, welche Prozesse wir verändert haben. Schließlich darf ich daran erinnern, dass sich HP seit der Integration von Compaq 2002 und EDS 2009 kontinuierlich zum Topanbieter für Enterprise-Kunden entwickelt hat. Ich denke, es wird deutlich, dass wir aus einer Position der Stärke handeln.

Foto: IDG Business Media GmbH

CW: HP wird immer wieder mit IBM verglichen. Big Blue hat schon 2005 sein PC-Geschäft abgestoßen. Sie machen das jetzt. IBM hat Business-Analytics zum Kernthema gemacht. Sie wollen Autonomy übernehmen, um sich in diesem Bereich festzusetzen. Sie legen im Softwarebereich einen Schwerpunkt auf Infrastruktursoftware - IBM hat das auch getan. Von der Anwendungssoftware lassen Sie beide die Finger. Lediglich im Networking-Bereich sind Sie durch den Zukauf von 3Com anders aufgestellt. Warum dieser Gleichklang?

Smid: Natürlich unterscheiden wir uns von IBM. Da ist unsere unzweifelhafte Stärke in der Infrastruktur. Heute migrieren Applikationen eindeutig auf moderne Plattformen. Wenn man sich dann überlegt, wer Scale-out-Architekturen zur Verfügung stellen und dann über alle Stacks - nämlich Storage, Netzwerk, Server - hinweg ein Managementsystem bauen kann, und wer dafür sorgt, dass die Applikationen von der Ist- in eine Zielarchitektur überführt werden - dann sage ich, dass ist die spezifische Stärke von HP. Andere fahren hier eventuell eher eine Defensivstrategie und sagen, es soll möglichst alles da bleiben, wo es ist.