Nichts Neues von der Peripherie

29.07.1977

Während sich die Leistungsfähigkeit der Computer-Zentraleinheiten alle paar Jahre verdoppelte, blieb die Peripherie mit Druckern, Lochkartenmaschinen, Magnetbandgeräten und Plattenspeichern langsam, voluminös und teuer. Mehr noch als vor Jahren gilt, daß die Peripherie sich den schnellen internen Verarbeitungsgeschwindigkeiten der Zentraleinheiten anpassen müßte.

Heute gilt noch, daß in der Zeit, in der der Arm einer Magnetplatte zu einer gespeicherten Information zugreift oder ein einzelnes Zeichen im Kartenleser abgefühlt oder auf dem Schnelldrucker ausgedruckt wird, die Zentraleinheiten Hunderttausende von Rechenoperationen ausführen können. Auch Multiprogramming änderte nur wenig am krassen Mißverhältnis zwischen mechanischer Arbeitsweise der Peripherie im Millisekunden-Bereich und elektronischer Arbeitsweise der Zentraleinheiten im Nanosekunden-Bereich.

Technologien vor der Marktreife

Die mechanisch arbeitenden Geräte wurden bis an die Grenzen der physischen Belastbarkeit des Materials verbessert. Mittlerweile wurden die Drucker doppelt so schnell, die Zugriffszeiten bei Magnetplattenspeichern konnten halbiert werden, die Plattenstapel haben mehrfache Speicherkapazität, Bandeinheiten arbeiten heute mit doppelter Aufzeichnungsdichte und erhöhten Übertragungsraten. Aber vom Prinzip her blieb alles beim alten. Wie lange noch? Gewiß gab es einzelne Verbesserungen:

Mikroprogrammierte Steuereinheiten übernehmen auch Aufgaben des Daten-Managements wie automatische Fehlererkennung und Korrektur-Plausibilitätsprüfungen, Zwischenspeichern von Einzelinformationen oder gar einfache Berechnungen und Steuereinheiten können immer mehr Peripheriegeräte gleichzeitig betreiben, gewissermaßen Multiprogramming außerhalb der Zentraleinheit. Aber all das sind Verbesserungen am alten Prinzip.

Warten auf IBM?

Außer den IBM- und Siemens-Laser-Druckern, die wohl für lange Frist nur für die ganz Großen bestimmt sein werden, hat seit "Jahrzehnten" keiner der großen Mainframer technologisch Neuartiges für die Peripherie angekündigt (96stellige Lochkarten und Floppies waren wohl auch kein Durchbruch ins Neuland).

Andererseits hört man seit Jahren von Magnetblasenspeichern, Charged Coupled Devices, Domänenspeichern, Hologrammen und dergleichen oder von elektrostatischen oder termischen Druckern; die in den Labors vor der Serienreife stehen sollen. "Exoten" brachten auch schon erste Produkte auf den Markt - der Presse jedesmal Schlagzeilen wert. Die Techniken haben also Marktreife.

Indes, seitens der großen Computerhersteller selbst tut sich nichts. "Reinrassige" Lösungen werden nicht angeboten. Vermutlich warten alle auf den ersten Schritt des Marktführers, damit die Standards gesetzt werden. Vermutlich wird man nicht mehr lange warten müssen.