Nicht wie das Veilchen im Moose

20.10.1989

Männer übernehmen Führungspositionen, Frauen arbeiten ihnen zu, meistens jedenfalls. In DV-Berufen ist dies genauso wie in anderen Erwerbszweigen. Auch wenn häufig anderes behauptet wird, zwingend ist es nicht, daß neue Technologien auch neue Verhältnisse zwischen Männern und Frauen schaffen. Die Chance für eine Frau, den Chefsessel zu erklimmen, ist jedoch in der Phase des Umbruchs zum elektronischen Zeitalter um einiges größer als zuvor. Phantasie, Flexiblität und vor allem Kooperationsfähigkeit sind Qualitäten, die von Führungskräften heute gefordert werden. Frauen haben sie, dabei sind sie Männern wohl sogar überlegen. Voraussetzung ist selbstverständlich die fachliche Kompetenz. Dies aber dürftefür die gut ausgebildete Computerfrau kein Problem mehr sein.

Fragt sich, woran es denn liegt, daß Frauen oftmals nicht bis an die Spitze der Karriereleiter kommen. Den Männern oder männlichen Verhältnissen die Verantwortung zuzuschieben, das ist zu einfach. Das richtige Marketing von Frauen für eigene Qualitäten muß her - nicht wie das Veilchen im Moose, still, sittsam und rein. ... Mit Bescheidenheit erreicht eine Frau gar nichts. Da hilft schon eher das Verhalten der stolzen Rose, die ihre Qualitäten nicht versteckt. Aber Vorsicht, wer Kompetenzen zeigt, wird oft als Angreifer erfahren. Und das schreckt ab, verhindert Kooperation auch mit den Männern.

Was bleibt an Mögklichkeiten für die Frau, die Karriere machen will? Mit den Männern rechnen, ihre Spielregeln lernen, mitspielen? Vielleicht nur nicht ganz so verbissen wie sie - und ein bißchen besser. Eine Alternative dazu kann sein, sich mit etwas Mut den Chefsessel selber aufzustellen. dow