Nicht von den VBs an die Wand drücken lassen:TVDV-Integration noch Wunschtraum

30.10.1981

MÜNCHEN (nw) - "Sich im Gespräch mit den Hardware-Vertriebsbeauftragten nicht an die Wand drücken zu lassen", riet die Leitung des Seminars Mittelständische Wirtschaft ihren Teilnehmern. Seit vier Jahren sei beispielsweise die Rede von integrierter Text- und Datenverarbeitung, doch bei genauem Hinsehen bliebe wenig übrig.

In einem halbleeren Vortragssaal versuchten vier Referenten, die anwesenden DV-interessierten Zuhörer vor einer Pleite mit dem Abenteuer Datenverarbeitung zu bewahren. So betonte G. Lamperstorfer von der Infora GmbH, Gesellschaft für Information, Organisation und Automation mbH, Köln und Stuttgart, daß eine wirkliche Integration von Daten- und Textverarbeitung bei den meisten Herstellern nur ein Wunschtraum sei. Nur Wang, Olympia mit ihrem neuen System, CTM und vielleicht noch CPT genügten seinen Ansprüchen.

Alleingelassen fühlen müsse sich der einzelne Unternehmer ja zwangsläufig bei der nahezu unüberschaubaren Angebotsvielfalt von Geraten, angesichts fehlender DV-Mitarbeiter und mangelnder Hersteller-Unterstützung. Speziell der mittelständische Betrieb sollte sich bei der Auswahl von einer integrierten Test- und Datenverarbeitung einzig an den aus dem Betrieb gegebenen Erfordernissen orientieren.

Anhand eines Beispiels zeigte Lamperstorfer, wie die Angebotserstellung, Angebotsverfolgung und Auftragsabwicklung im Vetriebsbereich eines mittelständischen Unternehmens per EDV ablaufen kann. Dabei sei es das Ziel der Integration von Daten- und Textverarbeitung gewesen die Trefferquote von sechs Prozent im Angebotswesen auf 15 Prozent zu erhöhen, Erreicht werden konnte es schließlich dadurch, daß mit der Anlage eine verbesserte Kundenansprache, eine gezieltere Vertretersteuerung möglich wurde.

Zu Beginn des Seminars bekamen vor allem diejenigen Unternehmen Tips, die sich bislang noch nicht entschließen konnten, eine Datenverarbeitungsanlage zu nutzen. Geradezu prädestiniert für solche Betriebe seien deshalb kleinere Rechnersysteme.

Die neuen Systeme sind dank ihrer Preiswürdigkeit, wie in einem weiteren Vortrag zum Ausdruck kam, auch für sehr kleine Betriebe und Organisationen interessant. Dennoch dürfe nicht übersehen werden, daß das Hauptproblem nicht in der Hardware liegt, sondern in dem Mangel an geeigneter Anwendungssoftware.

Daß es in der Praxis dennoch funktioniert, wurde am Beispiel eines Kleinrechners als Einplatzsystem im Bereich Material- und Fertigungswirtschaft gezeigt. Das das Programm einsatzbereit war, konnte sofort die Gesamtorganisation vorbereitet und anschließend ohne große Parallelbearbeitung eingeführt werden. Der Erfolg zeigte sich in besserer Kapazitätsauslastung, höheren Umsätzen; mehr Ruhe im Betriebsablauf und einwandfreier Kostenüberwachung.