Interimsmanager

Nicht so schlecht wie ihr Ruf

05.10.2013
Von 
Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.

Von der Hilfskraft zum Chef

Erst Interimsmanager, nach zwei Wochen schon der neue CIO: Bodo Deutschmann.
Erst Interimsmanager, nach zwei Wochen schon der neue CIO: Bodo Deutschmann.
Foto: Eissmann Automotive GmbH

Weil gutes Personal schwer zu finden ist, nutzen einige Unternehmen die Interimsmanager auch als Recruiting-Instrument. Nicht selten bleiben Interimsmanager auf dem Posten, für den sie eigentlich nur als Überbrückung eingestellt wurden. Schließlich bietet die Position der Firma und dem Manager die Möglichkeit, sich kennenzulernen. "Das ist schon ein Testarbeiten", sagt Bodo Deutschmann, CIO der Eissmann Automotive Deutschland GmbH. Wie so viele Firmen hatte seine alte Firma Insolvenz angemeldet, er kam als Interimsmanager zum Autoteilehersteller. "Zwei Wochen später wurde ich gefragt, ob ich bleiben wolle", sagt Deutschmann.

CIO Deutschmann ist kein Einzelfall: Sind Firmen mit dem Vertreter zufrieden, spielen nicht wenige mit dem Gedanken, ihn zu halten. "Bei bis zu einem Drittel der Mandate denkt das Unternehmen daran, den Interimsmanager zu übernehmen", erzählt Lenk. Oft scheitere es aber an den unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen. Trotzdem ist die Übernahmerate hoch: "Etwa 15 bis 20 Prozent der Interimsmanager in Projekten werden übernommen", meint die Expertin. Bei Vakanzen sei diese Zahl noch höher. Grundsätzlich bleibt aber das Gehalt ein Problem.

Teure Aushilfe

Denn Interimsmanager kalkulieren anders: Sie springen in der Regel nicht von Projekt zu Projekt und haben in der Zwischenzeit Leerlauf. Laut Umfrage des DDIM waren Interimsmanager vergangenes Jahr 140 Tage beschäftigt. Die meisten verlangen daher einen recht hohen Tagessatz. Das macht die Sache auf Dauer teuer, eine Festanstellung ist daher billiger. Da müssen die Gehaltsvorstellungen aber erst mal zusammenpassen.

Die Investition sind sie meist trotzdem wert. CIO Deutschmann selbst sucht Mitarbeiter inzwischen selbst über Interimsmanager: "Wir fragen immer, ob sich ein Interimsmanager vorstellen kann, bei uns längerfristig zu arbeiten", sagt Deutschmann.

Schlechter Ruf trotz guter Arbeit

Zwar werden vermehrt Interimsmanager eingestellt, aber ob sich an deren Ansehen etwas geändert hat, ist zu bezweifeln: "Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Wahrnehmung des Interimsmanagers verbessert hat", sagt Lenk. "Grundsätzlich hat man in Deutschland immer ein Problem mit Jobs, die Zeitarbeits-lastig sind - und Interimsmanager werden noch viel zu oft als in der festen Linie gescheiterte Führungskräfte angesehen", sagt Lenk. Dass sich einige frei dafür entscheiden, die Abwechslung in den Projekten und die Herausforderung lieben - das erscheint anderen schlicht unvorstellbar. (kf)