Nicht nur die Jahrtausendwende bringt DV-Probleme mit sich Waehrungsunion macht IT-Managern Kummer

13.10.1995

MUENCHEN (hv) - Die sukzessive Einfuehrung der Eurowaehrung von 1999 bis 2002 wird zu einer zusaetzlichen Belastung zahlreicher DV- Abteilungen fuehren. Vor allem Unternehmen der Finanzwirtschaft blicken mit Sorge in die Zukunft, da das Eurogeld in dieser Zeit parallel zu den nationalen EU-Waehrungen existieren soll - zumindest auf dem Papier.

Als braechte der Jahrtausendwechsel nicht schon genug IT-Probleme mit sich, kommt jetzt auch noch das Geld hinzu. Fruehestens im Jahr 2002 wird die Eurowaehrung - ob nun unter der Bezeichnung "Ecu", "Euro", "Eurofranc" oder einem anderen Namen - in Form von Muenzen und Scheinen vorliegen. Doch als Buchwaehrung existiert sie schon ab 1999, sofern sich die Eurokraten nicht noch einmal anders besinnen. Das bedeutet: Ab 1999 koennen beispielsweise Konten in der Eurowaehrung gefuehrt werden. Will der Kunde jedoch Geld abheben oder einzahlen, wird noch die jeweilige Landeswaehrung verwendet.

Fuer mindestens drei Jahre werden die Europaeer nach den jetzigen Plaenen mit zwei Waehrungen hantieren. Die parallele Verwendung erscheint nur auf den ersten Blick als triviales Problem. In der Praxis duerften neben den zu erwartenden Umrechnungs- beziehungsweise Rundungsfehlern weitere gravierende Schwierigkeiten auftreten - vor allem Banken und Finanzdienstleister sind betroffen. So sind die Benutzeroberflaechen von Kassenterminals anzupassen, und je nach Kundenwunsch muessen auch die Kontoauszuege und sonstige Unterlagen in beiden Waehrungen angegeben werden.

Bankkunden koennen sich ab 1999 beispielsweise ihre Konten wahlweise in der europaeischen oder der jeweiligen nationalen Waehrung fuehren lassen. Unternehmen werden entweder in der Euro- oder der landeseigenen Waehrung fakturieren - beide Betraege muss die Bank berechnen und nachweisen koennen. Zudem lassen sich Bilanzen kuenftig in der Eurowaehrung erstellen, was zu DV-Problemen fuehren kann.

Wilhelm Barthelmess, Vorstandsvorsitzender der Fiducia AG in Karlsruhe, warnt vor dem zu erwartenden Aufwand. Sein Unternehmen ist als IT-Dienstleister fuer Genossenschaftsbanken besonders betroffen: "Wir haben eine Hochrechnung durchgefuehrt, nach der wir ein Mannjahr unserer gesamten Entwicklungskapazitaeten auf die Einfuehrung der europaeischen Waehrung verwenden muessen."

Barthelmess haette den Vorschlag der Bundesbank vorgezogen, nach dem die Umstellung auf die europaeische Waehrung zwar zu einem spaeteren Zeitpunkt, dann allerdings in einem Big-Bang-Verfahren erfolgt waere. Quasi von einem Tag auf den anderen haette der Austausch der Waehrungen stattgefunden, so dass die DV-Abteilungen mit einem relativ einfachen Umrechnungsverfahren ausgekommen waeren.

Nun ist das Gruenbuch der Europaeischen Kommission massgeblich, das einen sukzessiven Uebergang vorsieht. Wie hart dieser sein wird, ist noch ungewiss, da beispielsweise nicht geklaert ist, in welcher Waehrung Behoerden abrechnen werden. Je nachdem, welche Anweisungen die einzelnen EU-Regierungen ihren Aemtern geben, duerfte sich die Einfuehrung der Eurowaehrung schneller oder langsamer vollziehen.