Apple im Unternehmen

Nicht jeder ist Axel Springer

25.07.2008
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Braucht Apple Unternehmen zum Geldverdienen?

Bleibt die Frage, ob Apple den Erfolg in Unternehmen überhaupt will. Die Jobs-Company macht ihr Geld mit Privatnutzern, Studenten, Künstlern, Grafikern - und sie macht viel Geld. Apples Marge in den vergangenen vier Quartalen lag bei 15,1 Prozent. HP (7,3 Prozent) und Dell (4.8 Prozent) können da nicht mithalten. Apple müsste zur Unterstützung von Unternehmen seine Sales-Mannschaften und seine Supportkapazitäten völlig anders gestalten und erheblich ausweiten. Apple müsste Rücksicht nehmen auf Softwarepartner, die all die kommerziellen Anwendungen entwickeln, die heute auf der Mac-OS-X-Plattform fehlen. Es darf füglich bezweifelt werden, dass Steve Jobs all diese lästigen und dabei gar nicht schicken und kultigen Geschäftspflichten für sein Unternehmen will. Die Wette gilt, dass nicht. (jm)

Berlecon zum iPhone in Unternehmen

Die Unternehmensberatung Berlecon hat in einer Analyse gefragt, ob sich das iPhone im Unternehmenseinsatz behaupten kann. Hier das Ergebnis.

Apple hat lange die Werbetrommel gerührt und offeriert seit dem 11. Juli sein iPhone 3G und die Firmware Version 2.0. Ausgestattet mit neuen Business-Funktionen und einem Hauch Exklusivität, soll das Gerät im Geschäftskundenumfeld punkten. Sicher hat Apple mit dem iPhone und seinem revolutionären Bedienkonzept die alteingesessenen Hersteller wachgerüttelt. Der Erfolg bei den Kunden durch die Interaktion über Gestik, die benutzerzentrierte Bedienlogik, das Design und die kurzen Reaktionszeiten sind für die etablierten Handy-Hersteller endlich ein Ansporn, ihre teilweise nicht sehr benutzerfreundlichen Konzepte zu überarbeiten.

Aber reicht das, um die Platzhirsche Blackberry sowie Geräte mit Windows Mobile ernsthaft in Bedrängnis zu bringen? Diese bewegen sich schon länger im Geschäftskundenmarkt und sind mit den Anforderungen der Kunden gewachsen. Die etablierten Anbieter können auf langjährige, breite Unterstützung von Drittherstellern zurückgreifen, um zusätzliche Geschäftsapplikationen und Dienste beispielsweise für CRM oder Device-Management für die jeweiligen Endgeräte anzubieten.

Vor diesem Hintergrund haben wir die für den Geschäftsalltag relevanten Funktionalitäten sowie die Sicherheit und Administrierbarkeit des neuen iPhone genauer unter die Lupe genommen:

Die Firmware iPhone 2.0 bietet an neuen Funktionalitäten und Diensten für den Geschäftsalltag PIM- und E-Mail-Synchronisation over-the-air mittels ActiveSync (ActiveSync-Push), Adresssuche im Firmenverzeichnis beziehungsweise Global Address List (GAL), einen IPsec-VPN-Client von Cisco und WPA2 zur Absicherung des WLAN. Geschäftsleute, die ein iPhone 2G besitzen, kommen bereits mit einem Firmware-Upgrade in den Genuss der neuen Business-Funktionen. Wer jedoch nicht auf GPS, UMTS und längere Akkulaufzeiten verzichten möchte, der muss das neue iPhone 3G kaufen.

Der Marketing-Profi Apple suggeriert den Kunden, dass das neue iPhone für den Einsatz im Geschäftsumfeld gewappnet ist. Wer jedoch täglich mit dem iPhone seinen Geschäftsalltag bestreitet, wird wesentliche Funktionen vermissen. Beispielsweise fehlen die für die Textverarbeitung essenziellen Funktionen "Cut, Copy and Paste". Damit könnten etwa Textausschnitte von einer E-Mail in eine andere kopiert werden. Diese Lücke kann nur Apple im Betriebssystem selbst schließen.

PIM- und E-Mail-Synchronisation

Apple hat für seine neue Software das Microsoft-ActiveSync-Protokoll in Lizenz genommen. Damit können direkt via Push zwischen dem iPhone und Microsoft Exchange Server E-Mails, Kontakte und Termine, aber keine Aufgaben synchronisiert werden. Damit schließt Apple Firmen, die beispielsweise Lotus Domino oder Groupwise für ihre PIM- und E-Mail-Synchronisation verwenden, als potenzielle iPhone-Kunden so lange aus, bis es Synchronisationslösungen von Drittanbietern geben wird. Konkurrent RIM ist hier besser positioniert: sein Blackberry Enterprise Server bedient sowohl MS Exchange als auch Lotus Domino und Groupwise.

Zusatznutzen durch das iPhone?

Mobile Mitarbeiter, die auf den USB-Stick verzichten und Dateien für den Kunden auf dem iPhone transportieren wollen, haben spätestens bei der direkten Datenübertragung auf einen anderen Rechner Schwierigkeiten. Ist auf dem Zielsystem keine Zusatzsoftware installiert, klappt es nicht mit dem Transfer. Dabei könnte das iPhone gerade im Geschäftsalltag wegen seiner großen Speicherkapazität sinnvoll als transportabler Datenspeicher benutzt werden. Auch hier haben andere Hersteller die Nase vorn, Datentransfer etwa per Bluetooth zwischen PDA, Smartphone und PC sind selbstverständliche Basisfunktionen.