Die Philosophie des Cloud Computing

Nicht die Technik verändert unsere Welt

30.07.2015
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Heiko Henkes ist Director Research und Principal Analyst bei ISG Research.

OpenStack - alles wollen mitmischen, nur wenige haben den Durchblick

Ein wesentlicher Punkt ist daher speziell im Jahr 2015 der Anschluss an ein funktionierendes Ökosystem, um daraus einen eigenen Vorteil zu generieren. In vielen Fällen ist es beispielsweise der Aufbau von und die Kompatibilität zu OpenStack, das mit dem neuesten Release vor allem Folgendes verspricht und optimiert:

  • Stabilität und Elastizität - auch über Load Balancing API

  • Bare-Metal Services für einen direkten Zugriff auf die Hardware

  • Stabilität und Konsistenz bei großer Plugin- und Konfigurationsvielfalt

  • Objekt-Speicherunterstützung auf App-Steuerungsebene

  • Identitätsmanagement in hybriden bzw. Multi-n-Clouds

  • Entwicklungsprozessverbesserungen hinsichtlich Schlüsselverwaltung bzw. API-Management und Container-Anbindung

Zwar sind in der jüngsten Vergangenheit viele Cloud-Projekte von und mit OpenStack begleitet oder gar aufgebaut worden, aber es hapert bei diesem komplexen und vielfältigen Framework bisher noch an einigen kritischen Komponenten hinsichtlich IT Service Management (ITSM) beziehungsweise Identity Access Management (IAM) und somit Steuerungsmöglichkeiten auf Federation-Level.

OpenStack drängt also immer weiter in höhere Gefilde der Middleware-Layer und vor allem solcher Services vor, die bislang meist durch eigene und in einigen Fällen auch etwas angestaubte Applikations-Fragmente bekannter IT-Riesen besetzt waren.

Welche Firmen gehören zu den gewichtigsten OpenStack-Anbietern beziehungsweise treiben das Thema und das Ökosystem systematisch am Markt?

Basieren die Infrastrukturen oder Solutions dieser OpenStack Foundation Platinum Provider auf OpenStack, so gibt es darüber hinaus viele weitere Anbieter und Dienstleister, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen beziehungsweise kompatibel dazu sein möchten. Dazu gehören Hosting-Anbieter genauso wie das Virtualisierungs-Urgestein VMware.

Die Rolle der IT-Administratoren im Wandel

Während IT-Administratoren früher meist noch Server, Storage und Netzwerk getrennt behandelt haben und somit das wirkliche "Bottleneck" im Fall der Fälle identifizieren konnten, sind sie heutzutage gezwungen, alle Komponenten unter strengen und service-getriebenen Gesichtspunkten zu steuern und zu kontrollieren. Im IT-as-a-Service (ITaaS) Zeitalter zählen Service-Level Agreement (SLA)-Konformität, Quality of Service (QoS), Rollen- und Rechtemanagement im Rahmen digitaler Identitäten und Beziehungen beziehungsweise die Interoperabilität von (Wertschöpfungs-) Netzwerken.

IT-Administration wird zur Service-Administration
IT-Administration wird zur Service-Administration
Foto: Experton Group AG

Verständnis für das Software Defined Datacenter

IT-Administratoren entwickeln sich nicht nur zunehmend zu Prozess- und Information-Management-Spezialisten, sondern müssen zudem auch immer häufiger zum Script-Künstler werden, um sich mit dem Provisionieren und Steuern von entfernten Infrastrukturen via PowerShell anstelle schöner aber zeitraubender Frontends zu bedienen. Zudem sind auch Kenntnisse eines Softwareentwicklers von Nöten und weniger die Kenntnisse über die zugrundliegende Hardware.

Es kommt prinzipiell darauf an. Service-Manager-Anforderungen aus den Fachabteilungen auf den Cloud-Dienst und somit die Plattform inklusive der SLAs "mappen" beziehungsweise übersetzen zu können. IT-Administratoren sind fortan die Manger der verlängerten beziehungsweise ausgelagerten Werkbank, die letztlich einer der wesentlichen Produktionsfaktoren des Unternehmens ist. Je enger Administratoren mit Projektmanagern und SW-Entwicklern kooperieren, desto eher leben sie den DevOps-Gedanken. Neben den Cloud Management und Orchestration Tools sind es beispielsweise auch Configuration Management Lösungen wie Chef oder Puppet beziehungsweise auch Packer die IT-Administratoren das Leben über Automatismen erleichtern und zugleich verkomplizieren.

Private Cloud Readiness in Deutschland

Die Experton Group schätzt, dass die Private Cloud Readiness in Deutschland gerade einmal bei 15 Prozent liegt, jedoch in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird. Selbst die Systemhäuser beziehungsweise Hosting-Dienstleister sind mit 25 Prozent noch nicht dort, wo sie im internationalen Wettbewerb ankommen müssen.
Steigt in den On-Premise- und professionell oder in Eigenregie verwalteten Rechenzentren langsam aber sicher der Reifegrad, setzen allerdings schon heute über 50 Prozent der Anwenderunternehmen auf Public und zunehmend auch Hybrid Cloud Services. Im Größenklassenvergleich sind die großen Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern mit ungefähr 70 Prozent Cloud-Einsatzgrad den kleinen und mittelständisch geprägten Unter­nehmen unterhalb dieser Grenze um ungefähr 30 Prozent voraus.

Die zunehmende Private beziehungweise Self-Managed On-Premise Private Cloud Readiness führt dazu, klassische beziehungsweise traditionelle IT-Services auf lange Sicht gesehen abzulösen. Das traditionelle IT-Hosting kann eventuell schon von 2018 auf 2019 durch das Managed Cloud Hosting überholt werden.

Managed Hosted Private Cloud vs. traditionelles IT-Hosting
Managed Hosted Private Cloud vs. traditionelles IT-Hosting
Foto: Experton Group AG

Über alle Unternehmensgrößen hinweg differenziert sich der Markt daher stetig weiter aus und beraubt angestammte Märkte immer häufiger ihres Volumens. Mit derzeit knapp 10 Prozent Anteil an den gesamten IT-Ausgaben ist bereits ein großer Schritt in Richtung der Wolke vollzogen. Bis 2020 könnte der Cloud-Markt bereits ein Drittel beziehungsweise 30 Prozent Anteil erreicht haben und ein durchschnittliches Jahreswachstum von 25 Prozent verzeichnen. Spätestens dann wäre es an der Zeit, den Blickwinkel zu ändern und zu schauen, welche Services beziehungsweise Produkte noch nicht cloud-ready sind beziehungsweise keinerlei Aspekte moderner digitaler und vor allem modularer oder elastischer Elemente aufweisen.