PCs, Minis, Großrechner: BSC, MSV, SNA, Btx, Teil 2

Nicht aus PCs General-Purpose-Computer machen

13.01.1984

Seit IBMs Vorstellung des Personal Computers, spätestens jedoch seit der Vorstellung des SNA-fähigen PC 3270v ist die Bedeutung sowohl der Personal Computer und ihrer Anwendungsmöglichkeiten als auch der Kommunikation zwischen den verschiedenen Rechnerebenen für einen breiten Anwenderkreis deutlich geworden.

Im Verbundsystem stehen dem Anwender persönliche und zentralisierte Ressourcen wie mächtige Peripheriegeräte (zum Beispiel Schönschreibdrucker und Plotter am Arbeitsplatz), aber auch höhere Verarbeitungsleistung und Programme (zum Beispiel große Datenbanksysteme) bei Bedarf zur Verfügung. Es ist relativ einfach, Kostenoptimierungen durchzufahren da die Flexibilität sehr groß ist. Besonders vorteilhaft wirkt sich ihre stufenlose Erweiterungsmöglichkeit aus.

Mit jedem dezentralen System werden nicht nur ein oder mehrere Arbeitsplätze eingerichtet, sondern auch zusätzliche Prozessorleistung in das System eingefügt. Sicherlich muß auch die Zentrale mitwachsen, jedoch bei weitem nicht in dem bei rein zentralen Lösungen gewohntem Umfang.

Verteilte Systeme erhöhen übrigens auch die Ausfallsicherheit, da nur Teile und nie das Gesamtsystem ausfallen können (Bild 3), beziehungsweise Notlaufeigenschaften einfach zu integrieren sind (Bild 4).

So kann beim Ausfall der Zentrale in den dezentralen Rechnern die Dateneingabe weiterlaufen. Selbst Plausibilitätskontrollen können noch durchgeführt werden.

Die stärkere Eigenverantwortlichkeit für die eigenen Daten führt zu einer besseren Bereinigung von Datenfriedhöfen.

Daten sollten sinnvollerweise dort gespeichert werden, wo sie am meisten gebraucht werden. Nur so können unwirtschaftlicher Datentransport und damit unnötige Kosten ebenso wie Risiken (zum Beispiel Übertragungsfehler) vermieden werden. Der Datenzugriff muß dem berechtigten Benutzer jedoch jederzeit möglich sein.

Hier zeigt sich, daß verteilte Systeme besser an die Organisationsstruktur eines Unternehmens anzupassen sind. So wird zum Beispiel beim Verkauf eines einzelnen Artikels in einem Filialgeschäft vom Verkäufer auch nicht in der Zentrale angerufen und angefragt, ob dieser Artikel in seiner eigenen Filiale vorhanden ist und dann der Abverkauf gemeldet, sondern lokal der Bestand so lange fortgeschrieben, bis der Mindestbestand erreicht ist. Erst dann setzt man sich mit der Zentrale in Verbindung, um zum Beispiel eine Nachbestellung zu veranlassen.

Entsprechend können lokal orientierte Aufgaben an einen dezentralen Rechner ausgelagert werden.

Organisatorische Hürden

Doch auch bei der Kombination von zentralen und dezentralen Systemen sind keine Wunder zu erwarten! Den Vorteilen auf Systemseite stehen oftmals organisatorische Hürden entgegen. So sind die vielen Einflußfaktoren (Kompetenzen) bei solchen Netzwerken nicht unterzubewerten. Hier sei nur an den häufig auftretenden Konflikt Rechenzentrum und Anwender erinnert. Nur durch klare organisatorische Schnittstellendefinition sind hier Pannen zu vermeiden.

Ähnliches gilt auch für die Verantwortung für Hard- und Software. Gerade bei verteilten Systemen kommen selten alle Komponenten aus einer Hand. Im Fehlerfall sitzt dann der Anwender zwischen den Stühlen.

Auch hier helfen klare Schnittstellen. Durch den Eintritt des Marktführers in die Welt der Personal Computer werden hier Standards geschaffen, die einfach und überprüfbar sind. Für das "Selberstricken" von Schnittstellen entfällt damit die Motivation und auch unangenehme Überraschungen mit solchen Produkten.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen bei verteilten Systemen die sogenannten "gewachsenen Architekturen", bei denen die Rucksäcke, Anbauten und Erkerchen die klare Linie , nicht mehr erkennen lassen. Im "Zweifelsfall" sollte ein, "Systemarchitekt" hinzugezogen werden, der noch nicht betriebs(system)blind ist.

LANs im Großrechner-Mikro-Verbund

Wie im Unternehmen, wo die einzelnen Mitarbeiter einer Abteilung nicht nur über den Vorgesetzten kommunizieren können, sondern auch direkt miteinander, ist es auch in der Datenverarbeitung sinnvoll, Kommunikationspfade unabhängig von hierarchischen Ebenen zu schaffen.

Dies wird durch die meist busorientierten lokalen Netzwerke erreicht (zum Beispiel Ethernet/Omninet). Im Gegensatz zu der in Bild 3 gezeigten Lösung, ist es in solchen lokalen Netzen (Bild 5) möglich, daß sich jeder mit jedem unterhalten kann.

Die Hardwaremöglichkeiten kann durch Zugriffsberechtigungen beliebig eingschränkt werden.

In Verbindung mit öffentlichen Netzen wird oft eine Kombination von hierarchischen Netzen und lokalen busorientierten Netzen eingesetzt.

Die zunehmende Leistungsfähigkeit von Personal Computern erschließt immer weitere Anwendungen. Dabei ist darauf zu achten, daß bei Rechnernetzen in den Anwendungen aus Personal Computern nicht General-Purpose-Computer werden. Dadurch entstände eine Rivalität und nicht die gewünschte Ergänzung.

Reinrassige Insel- oder Zentrallösungen nehmen ab, Kombinationen und Vernetzungen nehmen zu. Die technischen Möglichkeiten sind heute vorhanden, die zusammen mit den organisatorischen Analysen zu kostengünstigen Lösungen führen können.

(Wird fortgesetzt)