"Klar zur Wende" in der Distributionspolitik:

Next verkauft jetzt doch über Händler

07.04.1989

SAN FRANZISKO (CW) - Eine Hundertachzig-Grad-Wende ihrer Distributionspolitik hat die Next Inc. des Ex-Apple-Chefs Steve Jobs vollzogen. Die schlanken, schwarzen Next-PCs werden nicht - wie seit drei Jahren angekündigt - nur an Studenten und Universitäten verkauft, sondern in Zukunft auch aber die Vertriebskanäle des führenden US-Computerhändlers Businessland abgesetzt.

Wie das Wall Street Journal berichtete, braucht sich das junge Unternehmen auch um die Unterstützung der fahrenden Softwarehäuser keine Sorgen mehr zu machen. Unternehmen wie Lotus, Ashton-Tate und Apples Software-Ableger Claris haben zugesagt, entsprechende Pakete zu entwickeln. Im Gespräch sind Textverarbeitungs-, Datenbank- und Spreadsheet-Applikationen, die 1990 auf den Markt kommen sollen.

Ein möglicher Pluspunkt für Next: Nach eigenen Angaben werden die Programme so aufgebaut sein, daß sie Daten mit Macintosh-Programmen und Anwendungen aus der MS-DOS-Welt austauschen können. Die ersten Ausstellungsstücke der Rechner werden ab Juli dieses Jahres in den Businessland-Ausstellungsräumen zu sehen sein. Branchenkenner schätzen den Verkaufspreis der Unix-Maschine auf rund 11 000 Dollar. Universitäten sollen den Rechner für 6500 Dollar bekommen.

Kritische Stimmen sind sich jedoch nicht sicher, ob der abrupte Strategiewandel nur Vorteile mit sich bringt. Ihrer Meinung nach sei es der Vertrauenswürdigkeit eines Unternehmens abträglich, wenn man drei Jahre lang eine Strategie verkündet und über Nacht das Gegenteil davon in die Tat umsetzt. Gerade Kunden aus dem Lehrbereich würden besonders sensibel darauf achten, welche Bedeutung ihnen ein Hersteller beimißt. Es sei außerdem denkbar, daß Next seinen Rechner durch die ursprünglich vorgegebene Strategie und vor allem mit dem damit verbundenen Preisnachlaß - der Branche bewußt schmackhaft machen wollte.

Der Deal mit Businessland beweist jedenfalls, daß man bei Next Inc. geschickt verhandelt. Das Unternehmen wird vorerst der einzige Hersteller sein, der auf diesem Wege Unix-Rechner vertreibt. Konkurrent Sun Microsystems, im Unix-Segment eigentlich führend, war im vergangenen Jahr mit ähnlichen Ambitionen bei Businessland abgeblitzt.