Next stellte Portable Distributed Objects vor Nextstep-Clients und HP-Server teilen Objekte untereinander auf

16.07.1993

MUENCHEN (CW) - Steven Jobs springt ueber seinen Schatten: Hatte der Branchen-Visionaer zu Apple-Zeiten die Konkurrenz geflissentlich uebersehen, so sucht er als Praesident und CEO der Next Computer Inc., Redwood City, Anschluss an den Rest der DV-Welt. Durch die Next-Technik "Portable Distributed Objects" (PDO) sollen nun Nextstep-betriebene Client-Rechner Objekte mit Unix-Servern von Hewlett-Packard austauschen koennen.

PDO ist ein Ergebnis der von Next und HP gestarteten "Object- Enterprise"-Initiative, mit der die beiden Unternehmen die Objektorientierung auch den traditionell Mainframelastigen DV- Abteilungen grosser Unternehmen nahebringen wollen. Die hinter dem neuen Produkt stehende Idee besagt, dass Anwendungen, die unter dem Next-Betriebssystem Nextstep auf 486- oder Pentium-PCs laufen, Objekte nutzen koennen, die auf HP-Servern vorgehalten werden.

Auf diese Weise, so erlaeutert Next, koennen die Unternehmen ihre objektorientierten Loesungen ueber heterogene Umgebungen verteilen und somit die auf dem Server vorhandene Power in Anspruch nehmen. So sei es

moeglich, rechenintensive Prozesse dynamisch auf diejenige Maschine auszulagern, die sich fuer diese Aufgabe am besten eigne.

Beispielsweise liesse sich ein den Kundenservice betreffendes Objekt in ein Finanzsystem integrieren und auf dem schnellsten Rechner im Netz zum Ablauf bringen, um so einen mit Nextstep- Rechner ausgestatteten Haendler bei einer Realtime-Investment- Entscheidung zu unterstuetzen.

Ein weiterer Anbieter

hat Interesse bekundet

Vorerst funktioniert das nur, wenn zumindest auf dem Client- System Nextstep installiert ist und der Server entweder ebenfalls unter Nextstep oder aber unter HP-UX, dem Unix-Derivat von Hewlett-Packard, laeuft. Wie der kalifornische Softwarepionier berichtet, hat jedoch zumindest ein weiterer Anbieter, naemlich die Data General Corp., Interesse an einer PDO-Lizenz bekundet.

Ob die IBM sich anschliessen wird, ist fraglich. Aber immerhin besitzt Big Blue eine Nextstep-Lizenz und arbeitet in puncto Objekttechnik ebenfalls eing mit HP zusammen.

Ausserdem sah sich Jobs offenbar zu einem Freundschaftsangebot veranlasst: "Dass HP und IBM kuerzlich die gemeinschaftliche Nutzung von verteilter Objekttechnologie angekuendigt haben, bedeutet fuer Next gute Nachrichten", verkuendet das ehemalige PC-Wunderkind. "PDO wird deren Bemuehungen ergaenzen, indem es den Entwicklern Interoperabilitaet mit diesen Industrieangeboten zur Verfuegung stellt."

Next ist jedoch nicht nur an einer Interoperabilitaet auf One-to- one-Basis gelegen. Bereits Mitte des vergangenen Jahres hatte Jobs anlaesslich der "Object World" angekuendigt, dass er die Common Object Request Broker Architecture (Corba) der Object Mangement Group (OMG) unterstuetzen werde.

Diese Commitment erneuerte das Unternehmen jetzt, indem es "Offenheit" und "Uebereinstimmung mit existierenden beziehungsweise in Arbeit befindlichen Industrie-Standards" als eines der Design- Ziele fuer das PDO-Produkt bezeichnete. Neben Corba war dabei insbesondere von der Distributed Computing Environment (DCE) der Open Software Foundation (OSF) die Rede.

PDO wird fuer HP-Server voraussichtlich bereits gegen Ende des Jahres verfuegbar sein. Wann mit Implementierungen des Middleware- Produkts fuer andere Plattformen zu rechnen ist, teilte Next bislang nicht mit.