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"Storify"

News-Portal bündelt Geschichten der Social-Media-Welt

29.04.2011
Von pte pte
Der Siegeszug des Internets hat die Medienwelt grundlegend verändert.

Während Journalisten früher vorwiegend auf Agenturdienste und persönliche Recherchen angewiesen waren, um an die neuesten Nachrichten heranzukommen, können sie heute auf ein reichhaltiges Repertoire an Web-Quellen zurückgreifen. Das kürzlich gestartete US-Start-up "Storify" greift diese Entwicklung auf: Die Webseite fungiert als kostenloser News-Aggregator, der aus dem kaum überschaubaren Online-Informationsdschungel alljene Beiträge herausfiltert, die für eine weitere journalistische Aufbereitung relevant sind.

"Storify ist ein neuer Weg, wie Geschichten mithilfe von Inhalten, die auf Internetportalen wie Twitter, Flickr, Facebook oder YouTube gepostet werden, erzählt werden können", heißt es auf der entsprechenden Homepage. Ausschlaggebender Grund für den Start des Services ist die Informationsexplosion im Web. "Heute gibt es so viele Nachrichten-Streams im Netz, dass wir darin untergehen. Die Idee von Storify ist es deshalb, die wichtigsten Teile aus diesen Inhalten herauszupicken, auszubauen und in den richtigen Kontext zu bringen", betont Seitenbetreiber und Ex-Journalist Burt Herman gegenüber der "New York Times".

"Das Internet, die zunehmende Digitalisierung und der damit einhergehende beschleunigte Nachrichten-Output führen dazu, dass Journalisten schneller arbeiten müssen als früher. Zugleich gelangen sie aber heute auch in einer kürzeren Zeitspanne an Informationen als noch vor zehn Jahren", erklärt Saskia Brauer, stellvertretende Pressesprecherin des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), im Gespräch mit pressetext. "Seriöse Online-Quellen sind ein Weg der Informationsbeschaffung, ersetzen aber nicht eine sorgfältige Recherche", ergänzt die DJV-Expertin.

Doch wie gehen Journalisten mit der enormen Fülle an Informationen im Web um? "Zum journalistischen Handwerk gehört es, die Inhalte zu gewichten", meint Brauer. News-Dienste wie Storify, die Social-Media-Quellen nutzen, um Inhalte zu generieren, seien eine mögliche Recherchequelle, um beispielsweise auf Geschichten aufmerksam zu werden. "Diese Plattformen können aber nur ein Arbeitsmittel unter vielen sein, um Fakten zu ermitteln und zu überprüfen", merkt Brauer an.

Dass der noch junge Service, der gegenwärtig als öffentliche Beta-Version vorliegt, in der journalistischen Arbeitspraxis durchaus einen brauchbaren Zweck erfüllen kann, zeigt das Beispiel des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera. Dieser hat erst in der vergangenen Woche auf seinem englischsprachigen Kanal eine Talkshow mit dem Titel "The Stream" vorgestellt, die im Mai ausgestrahlt werden soll und mithilfe von Storify auch Inhalte und Perspektiven aus der Social-Media-Welt miteinbezieht. (pte)